Das Fach Geographie an der Mannheimer Hochschule

Buchdeckel das Fach Geographie an der Mannheimer HochschuleDas Fach Geographie an der Mannheimer Hochschule 1907 bis 2006 – Eine Dokumentation von Christoph Jentsch“ so heißt ein kleines Büchlein welches von Christoph Jentsch, emeritierter Ordinarius für Anthropogeographie der Universität Mannheim, verfasst wurde. Die Schrift wurde am Freitag den 9.10.2009 im Gasthaus am Fluss „Rheinterrassen“ in Mannheim in einer kleinen Gedenk und Feierstunde der Fachöffentlichkeit übergeben. Zahlreiche „Ehemalige“ des  Geographischen Institut der Universität Mannheim, seien es  nun – ehemalige Lehrende, Forschende, Studierende, Verwaltungspersonal etc. waren anwesend – als Christoph Jentsch das Buch mit einer kleinen Rede der „Fachöffentlichkeit“ präsentierte.  Bei der kleinen Feier, wurde vor allem der an der Universität „erloschenen Geographie“ als eigenständiges Fach, gedacht.  Weiterhin wurde auch nochmals die Lebensleistung der inzwischen verstorbenen Emerita Gudrun Höhl, die immerhin einer der ersten Ordinaria der Universität Mannheim  und der jungen Bundesrepublik war, gedacht. Sie war eine außerordentlich starke Persönlichkeit und hat entsprechend nachhaltig das Fach Geographie an der Universität Mannheim geprägt.

Ich habe das Buch bisher aus Zeitgründen noch nicht im Detail gelesen, – nur durchgeblättert, – ich wollte auch nur mit diesem Blogeintrag, auf dieses aus meiner Sicht wichtige  und gelungene Buch hinweisen. Beim ersten Durchblättern fiel mir auf, dass es Christoph Jentsch gelungen ist, eine doch sehr umfassende historische Dokumentation von fast 100 Jahren Geographie in Mannheim, zu schreiben. Nur das Publikationsverzeichnis meines akademischen Lehrers Peter Frankenberg ist etwas mager ausgefallen, aber da muss ich ein „Mea culpa“ eingestehen.  Ich habe trotz mehrfacher Anfragen von Herrn Jentsch nicht reagiert, als dieser mich um die Ergänzung der „Frankenbergschen Publikationen“ bat, aber ich war zu Anfangs meiner Karlsruher Zeit auf meiner neuen Stelle als akademischer Rat, so sehr vom „Tagesgeschäft“ überwältigt, dass ich nicht dazu kam, Herrn Jentsch zu antworten. Ansonsten aber ist das Buch eine sehr detaillierte Dokumentation der fast hundertjährigen Geschichte des Faches Geographie in Mannheim.  Eine ausführliche Besprechung des Buches wird in diesem Blog bestimmt irgendwann folgen. Herausheben möchte ich vorab schon das immerhin mit 2 Seiten (Seiten 62-63) gewürdigte „Schwarzwaldprojekt“, – ein interdisziplinäres von beiden Lehrstühlen (Jentsch/Frankenberg) getragenes „landschaftsökologisches Forschungsprojekt“ , welches den Einsatz von kontrollierten Feuern zur Erhaltung von Besenginsterweidfeldern beinhaltet, – und welches mir erlaubte mich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene als anerkannter Feuerökologe zu etablieren, – und mir wohl damit auch den Weg auf eine Dauerstelle an der Universität Karlsruhe öffnete, denn dort gehört die Feuerökologische Forschung ja zu einer meiner primären Dienstaufgaben.  Die Ergebnisse des Schwarzwaldprojektes wurden übrigens in einem Heft der Mannheimer Materialien (Scheid et al. 2004) veröffentlicht. Das sogenannte Schwarzwaldprojekt, welches mit richtigem Titel übrigens „Ökologische und ökonomische Bewertung von Flächenextensivierungen im mittleren Schwarzwald „ hieß, war und ist, immer noch einer der wenigen landschaftsökologisch-geographischen Forschungsprojekte, welches sich mit dem „Kulturlandschaftswandel“ im mittleren Schwarzwald und der Raumschaft Schramberg befasst. Davor war nicht viel, und seither ist meines Wissens auch kaum in diesem Bereich geforscht worden. Neuere Publikationen sind mir jedenfalls dazu nicht bekannt.

Meinen Bloghinweis auf die von Christoph Jentsch verfasste „Mannheimer Geographie Geschichte“ möchte  ich mit dem Hinweis auf das vom Verfasser geschriebene Vorwort beschließen. Wir lesen da:“Als im Sommersemester 2002 die Empfehlung  der Hochschulstrukturkommission von Baden – Württemberg , das Fach Geographie an der Universität Mannheim zu schließen, entstand der Gedanke, das damals schon fast 100 Jahre dauernde Wirken der Fachvertreter für Geographie, der Lehrenden und der Studierenden, in einer Dokumentation festzuhalten, um Forschung und Lehre von mehreren Hochschullehrergenerationen  nicht unreflektiert in Vergessenheit geraten zu lassen“. (Jentsch 2009). Ich denke, dass Christoph Jentsch dieses selbstgesteckte Ziel, voll erreicht hat. Auch wenn ich das Buch bisher nur mehr oder weniger intensiv durchgeblättert habe, – glaube ich, dass diese Dokumentation der Fachgeschichte der Geographie an der „Mannheimer Hochschule“ – und ich glaube, dass Jentsch den Titel durchaus programmatisch gewählt hat, eine wichtiges und lesenswerte Buch ist – zumindest für diejenigen die sich auch mit Fachgeschichte und Universitätsgeschichte befassen.

Programmatisch ist der von Jentsch gewählte Titel „Das Fach Geographie an der Mannheimer Hochschule“ insofern, als man sich schon fragen kann, inwiefern die heutige Universität Mannheim überhaupt noch dem Ruf einer „Volluniversität“ gerecht wird?  Man sollte sich ja auch in Erinnerung rufen, dass die Geographie, wie viele andere kleine Fächer auch, wie z.B. das Portugiesisch oder auch die Altphilologie, geopfert wurde, um die freiwerdenden Ressourcen (sprich Haushaltsmittel) für eine verstärkte Profilbildung der Fächer BWL/VWL zu nutzen. Wie der Zufall so will, habe ich als regelmäßiger Leser der Bücherrepublik von Pierre Assouline, heute dort folgenden Artikel „Les prix d’excellence de la planète universitaire“ (= der Exzellenzpreis des Planeten Universität) entdeckt. Auch wenn ich von solchen Rankings nicht viel halte, und es auch klar zu sein scheint, dass man unter „Arts and Humanities“ für die Universität Mannheim erst gar nicht zu suchen braucht, unter „Top 200 world universities“ ja wohl auch nicht, aber warum findet man denn die Universität Mannheim nicht unter „Social Science“ , fragt man sich da ! Da hat man „erfolgreich“ die kleinen Fächer platt gemacht, die Profilbildung vorangetrieben, – aber den Sprung zur sogenannten Elite schafft man dann doch nicht. Bemerkenswert ist bei der Statistik „Social Science“ der Times Higher Education , dass die einzige deutsche Universität die dort brilliert, ausgerechnet eine Volluniversität ist, nämlich die FU Berlin.  Soweit genügend Französischkenntnisse vorhanden sind, kann ich jedem Leser übrigens nur empfehlen, die Komentare zur „Les prix d’excellence de la planète universitaire“ zu lesen, dort ist eine interessante Diskussion im Gange, die es sich auf jeden Fall zu lesen lohnt, soweit man sich für die Fortentwicklung des „universitären Geistes“ interessiert.

Abschließend Sie noch eine Frage erlaubt? Weshalb konnte diese gute und wichtige Dokumentation nicht in den Mannheimer Geographischen Arbeiten erscheinen? Wie ich auf der Homepage dem in Mannheim verbliebenen Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie sehen konnte existieren die Mannheimer Geographischen Arbeiten ja noch. Der letzte dort gedruckte Band hatte den Titel „Stechmückenkontrolle am Oberrhein“, das war die Dissertationschrift von Hans von Hirsch, die 2005 erschien. Warum war es nicht möglich, die Dokumentation zur Fachgeschichte der Geographie in Mannheim, in den Mannheimer Geographischen Arbeiten erscheinen zu lassen. Dort hätte Sie hingehört, und deshalb erlaube ich mir auch die bohrende Frage!!!

Ich möchte es nochmals abschließend zusammenfassen – die von Christoph Jentsch verfasste Geschichte des Faches Geographie an der „Mannheimer Hochschule“ ist ein lesens – und empfehlenswertes Buch für alle die für die Disziplingeschichte des Faches Geographie interessieren. Darüber hinaus ist das Buch für alle die jemals mit dem Geographischen Institut der Universität Mannheim in Berührung kamen -, sei es als Studierende, Lehrende, Forschende, Arbeitende, – ein Stück persönlicher Zeitgeschichte, – die durch das Werk von Christoph Jentsch als gedruckte Erinnerung dem Vergessen entgegenwirkt.

In diesem Sinne möchte ich hier auch ganz öffentlich auf meinem Paysages – Blog Herrn Professor Jentsch für seine Mühen, für sein sehr gelungenes Werk danken.

Nein Herr Professor Jentsch „die Mannheimer Geographie, das Wirken der geographischen Hochschullehrer in Mannheim wird nicht unreflektiert in Vergessenheit geraten“ – dazu haben Sie auch wesentlich mit ihrer Dokumentation beigetragen.

Danke schön, Merci beaucoup!

Christophe Neff

Zitierte Literatur:

Jentsch, C. (2009): Das Fach Geographie an der Mannheimer Hochschule 1907 bis 2006. Eine Dokumentation von Christoph Jentsch.  Selbstverlag Frankenthal.

Scheid, A., Neff, C., Jentsch, C., (2004) (Eds): Flächenextensivierung im Mittleren Schwarzwald. Ergebnisse und Diskussion der in der Raumschaft Schramberg durchgeführten geographischen und landschafts – feuerökologischen Untersuchungen. Materialien zur Geographie, B. 34, Mannheim. (ISBN 3-923750-92-7).

Von Hirsch, Hans (2005): Stechmückenkontrolle am Oberrhein – eine kosten – und nutzenanalytische Bewertung unter Berücksichtigung regionalökonomischer Auswirkungen – 225 S., 7 Abb., 30 Tab., Anhang. ISBN 3-923750-96-X.

Christophe Neff, Grünstadt le 11.10.2009

P.S: Meine ganz persönlichen Erinnerung an meine Studien und Assistentenzeit in Mannheim habe ich in diesem Blog in den Beiträgen „Mannemer Dreck- traumhafte Zeiten – eine autobiographische Zeitreise mit Musikbegleitung nach Mannheim“ sowie „Nachtrag zum Mannemer Dreck – Mannheims Bücherwelten (21.7.2009)“ festgehalten.

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