„Net schon wieder Ulm“ : Über die Buchpräsentation „Aus dem Grau der Kriegszeit – Geschichten hinter der Geschichte“ in der Bad Saulgauer Stadthalle am Donnerstag den 25.5.2033

Sirenen heulen, lautes Motorengeräusch durchpflügt die Nacht, in der Ferne hört man Einschläge donnern. In stockfinsterer Dunkelheit in einem Keller drückt eine junge Mutter ihre kleinen Kinder an sich, der Mann irgendwo im Felde … und irgendwann kündigt ein langer gleichbleibender Sirenenton Entwarnung an – das Bühnenbild wechselt, der Himmel über Saulgau brennt … und die junge Mutter ruft voller Schrecken ….. „Net schon wieder Ulm“ ….

 

Szene eines bewegenden Theaterstückes namens „Vom Wort zum Bild“ welches Saulgauer Schüler unter Leitung von Michael Skuppin anlässlich der Buchpräsentation des von Conny Scheck und Maria Gelder herausgegebenen Buches „Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichte hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht. Menschen erinnern sich an eine schwierige Zeit, aber auch an den hoffnungsvollen Neubeginn. Ihre Wege kreuzen sich in Saulgau und Umgebung.“  am Donnerstagabend den 25 Mai in der Stadthalle von Bad Saulgau präsentierten[1].  Der brennende Himmel über Ulm, aber auch Friedrichhafen, – das ist eine Erinnerung, – eine meiner Kindheitserinnerung aus der Karlstraße in Bad Saulgau[2]. Dort wohnten meine Großeltern, und tatsächlich waren wir bis zum Tode meines Opa Anton Neff Ende der 1970 Jahre, relativ häufig in der Karlsstraße in Saulgau, wie es damals noch hieß, denn ein Thermalbad gab es damals noch nicht. Die Erzählung vom Flammenschein des im Bombenhagel untergehenden Ulm habe ich wohl als Kleinkind in der Karlstraße zum ersten mal gehört, und konnte es zu Anfang gar nicht richtig glauben, dass man das von Saulgau aus sehen konnte. Aber es wurde mir so oft erzählt, dass ich es dann doch irgendwann glaubte, – und es eigentlich bis auf den heutigen Tag nicht vergessen habe. Vielleicht hat mich genau deshalb diese Szene aus dem Theaterstück vom „Wort zum Bild“ so bewegt. Wie in einem Fahrstuhl zurückversetzt in die Kindheitstage in der Karlstraße, – höre ich noch die Stimmen meiner Saulgauer Verwandtschaft erzählen „dann sie mer hoch zur Schillerhöhe und henn Ulm brennen sähee“. Und natürlich auch nachdenklich gemacht, weil im Mai 2023, und dies im Grunde genommen seit 24. Februar 2024 in der Ukraine die Luftschutzsirenen heulen, die Städte brennen, Menschen im Bombenhagel sterben[3] …..

Ich hatte mir dann doch einen Tag Urlaub genommen, mich in den Grünstadt in den Zug gesetzt und nach Saulgau gefahren, um an der Buchpräsentation des von Conny Scheck und Maria Gelder herausgegebenen Zeitzeugenbuches über das Ende des zweiten Weltkrieges in Bad Saulgau, teilzunehmen[4]. Hatte ja auch mit einem kleinem „Zeitzeugenbericht“ namens „Der Schramm, der Bahnhof und der Krieg“ zum Buch beigetragen.  Über die Genese dieses kleinen Zeitzeugenkapitels  berichtete ich bereits mehrfach in „Paysages“ [5]. Das Buch, eigentlich eine Buchtriologie aus drei Bänden, – ist wie die „Schwäbische Zeitung“ in ihrer Lokalausgabe berichtete – sowohl vom Umfang als auch vom Inhalt ein regelrechtes „Schwergewicht“. Ich habe das Buch schon mehrfach durchblättert, manches oberflächlich überflogen, – aber bisher nur die in der Bibliographie aufgeführten Kapitel aufmerksam und im Detail durchgelesen. Bei dem von mir verfassten Kapitel konnte eine kleine Korrektur aus der Druckfahne für den Druck nicht mehr berücksichtigt werden, so dass ich hier nochmals anmerke, dass der Wilhelm Schramm, also der Gründer der gleichnamigen Möbelspedition, nicht mein Großvater ist, sondern mein Urgroßvater ist. Mein „Opa“ das ist der Anton Neff, der die Blanka, also die Tochter Firmengründers noch vor dem zweiten Weltkrieg heiratete, – und der nach dem Ende des zweiten Weltkrieges die Geschäftsführung der Spedition Wilhelm Schramm übernahm. Aber so etwas kann bei so einen Riesenwerk schon mal passieren. Auch wenn die Buchtriologie keinerlei wissenschaftlichen Anspruch erhebt, – ist es ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument geworden – was durchaus auch der zeitgeschichtlich – landeskundliche Forschung noch Einblicke in das Ende des zweiten Weltkrieges im ländlichen Raum Südwest Deutschlands ermöglicht.  Bemerkenswert sind auch die vielen Zeitzeugenberichte, die von Frauen verfasst wurden, oder wie es Irmgard Bertsch-Ehrat im Vorwort zum dritten Band der Triologie schreibt „ Die Geschichten hinter der Geschichte sind vielfach auch Frauengeschichten“. In dieser Hinsicht ist das vielleicht auch schon ein Alleinstellungsmerkmal des Zeitzeugenbuches über Saulgau.

Deshalb sollte das Buch sowohl in der württembergischen Landesbibliothek, als auch in allen wichtigen Universitätsbibliotheken/Forschungsbibliotheken  Südwestdeutschlands stehen – und damit der Forschung zur Verfügung stehen. Weiterhin erwähnenswert ist die reichhaltige Bilddokumentation der Bände, – sie ermöglicht es auch weitergehende kulturlandschaftliche  Forschungen über den Wandel der Kulturlandschaft im oberschwäbischen Saulgau seit dem zweiten Weltkrieg anzustellen. Wahrlich, – die beiden Herausgeberinnen Conny Scheck und Maria Gelder ist es mit dieser „Zeitzeugentriologie“ über das Kriegsende in Bad Saulgau gelungenen, ein bemerkenswertes Buch herauszugeben.   Ein bemerkenswertes Buch welches übrigens auch durchaus ansprechend mit Graphiken, Aquarellen, und Handzeichnungen illustriert ist.

Als ich am Freitag in der Früh, mich auf die Rückfahrt nach Grünstadt machte, und mich um 7:23 im Bahnhof Bad Saulgau  in den Regionalexpress nach Stuttgart mit drei Kilo „Buchgepäck“ setzte – hatte ich das Gefühl, – das sich die Bahnreise und der Urlaubstag doch gelohnt hatten. Der Regionalexpress über Sigmaringen durch die Alb über Tübingen nach Stuttgart, – mit dessen Vorvorläufer reiste ich mit meinen Eltern von Tübingen nach Saulgau und zurück zu den Großeltern in die Karlstraße. Wir wohnten noch in Tübingen, meine Eltern hatten noch kein Auto, – und wir fuhren notgedrungen mit Zug zu Oma und Opa. Damals waren die Eilzüge Tübingen – Aulendorf und zurück mit einer Dampflok, meist war es eine P-8, bespannt. Am 26.5. war es dann ein schneller Dieseltriebwagen der Baureihe 612, der mich zurück mit meinen Eindrücken, Kindheitserinnerungen  und der Zeitzeugentriologie im Gepäck durch die Alb Richtung Pfalz brachte.

Einfahrt DB BR612 IRE 3254 Aulendorf – Sigmaringen -Tübingen -Stuttgart HBF am Freitag 26.5.2023 in den Bahnhof Bad Saulgau, Christophe Neff © 26.5.2023

Photo: Christophe Neff © 26.5.2023

Bibliographie

Bertsch, Ehrat (2023): Vorwort – Die Geschichten hinter der Geschichte sind vielfach auch Frauengeschichte.  In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichte hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band III, Bad Saulgau Mai 2023, S. 6 – 7.

Fischer, Monica (2023): Bad Saulgau –  Die Buchtrilogie wiegt drei Kilogramm und ist auch inhaltlich ein Schwergewicht. In Schwäbische Zeitung, 29.05.2023.

Frommer, Helmut (2023): Das Jahr 1945. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band I, Bad Saulgau Mai 2023, S. 240 – 247.

Frommer, Hansjörg (2023): Warum ich zu meiner Geburtsstadt Saulgau ein gespaltenes Verhältnis habe. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band II, Bad Saulgau Mai 2023, S. 274 – 279.

Kleber, Andreas. (2023):“Kleber Post“ – vor, während und nach dem Krieg. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band I, Bad Saulgau Mai 2023, S. 176 – 177.

Kleber, Andreas. (2023): Schicksalhafte Begegnung im Zug im August 1968. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band I, Bad Saulgau Mai 2023, S. 70 – 73.

Neff, C. (2023):Der Schramm, der Bahnhof und der Krieg. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band III, Bad Saulgau Mai 2023, S. 252 – 259. (Ein PDF – Sonderdruck des Buchbeitrages kann in der KITOPEN Bibliothek heruntergeladen werden DOI: 10.5445/IR/1000159193)

Riester, Brigitte (2023): Bewusstes „Ja“ zum Neuanfang. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band I, Bad Saulgau Mai 2023, S. 148 – 151.

Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg)(2023): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht. Menschen erinnern sich an eine schwierige Zeit, aber auch an den hoffnungsvollen Neubeginn. Ihre Wege kreuzen sich in Saulgau und Umgebung.  Mit einem Vorwort von Wolfgang Schneiderhahn. Ausgabe in drei Bänden im Schuber. Bad Saulgau Mai 2023.

Schneiderhahn, Wolfgang (2023): Vorwort – Geschichtenn hinter der Geschichte. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichte hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band I, Bad Saulgau Mai 2023, S. 4-5.

Schwierz, Ulrich (2023): Flucht ins Ungewisse. In: Scheck, Conny; Gelder, Maria Margarete (Hrsg): Aus dem Grau der Kriegszeit. Geschichten hinter der Geschichte. Spuren Lebendig Gemacht, Band III, Bad Saulgau Mai 2023, S. 198 – 207.

Christophe Neff, 31.05.2023


[1] Bilder dieser Theateraufführung befinden sich hier auf der Webpräsenz der Arbeitsgruppe SLG – Spuren Lebendig Gemacht: Theater

[2] Zu den Luftangriffen auf Ulm siehe u.a. auch den Wikipedia.de Artikel „Luftangriffe auf Ulm“.

[3] Siehe auch „Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! (Übertragung der « Blognotice 24.02.2022: les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » aus dem Französischen)

[4] Einen vollständigen Überblick über die Zeitzeugen Triologie „Aus dem Grau der Kriegszeit Geschichten hinter der Geschichte“ incl. Bestelladresse etc. findet man hier auf der Webpräsenz der „Arbeitsgruppe SLG – Spuren Lebendig Gemacht“.

[5] Siehe u.a. „Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010“, „Saulgau Oberschwaben Oktober 2022: Photos, Buchlektüren und Kindheitserinnerungen“, „Blognotice 16.11.2022: révision/finissage d’un chapitre de livre sur la fin de seconde guerre mondiale dans une petite ville allemande & débuts sur Mastodon“, „Rückblick auf das Jahr 2022 im Paysagesblog“.

Mit Thomas E. Schmidt die Bundesrepublik der Babyboomer bereisen


Das Buch „Grosse Erwartungen. Die Boomer, die Bundesrepublik und ich“ von Thomas E. Schmidt entdeckte ich durch das Hören des SWR2 Forums „Generation Weltverbraucher – Sind die Boomer eine Last?[1]. Interessante Radiosendung, – und von dem Buch war auch die Rede in dieser Sendung, – und danach schenkte ich der Lektüre dieses Buches meine Zeit. Ich selbst bin Jahrgang 1964, – gehöre also selbst dem geburtenstärksten Jahrgang in Deutschland an[2], weshalb mich das Buch schon interessierte, wobei ich mich nie sonderlich dem Geburtsjahrgang 1964 oder den Boomern zugehörig gefühlt habe. Wenn ich mich überhaupt zu etwas zugehörig gefühlt habe, dann dem Abitursjahrgang 1984 des Gymnasium Schramberg, also dem Gymnasium des kleinen Schwarzwaldstädtchens Schramberg, an dem ich 1984 mein Abitur ablegte. Über das Buch von Schmidt gibt es auch eine lesenswerte Kritik von Claudia Fuchs in SWR2[3], die ich aber erst nach der Lektüre des Buches gelesen habe. Beim Lesen des Buches hatte ich seitenweise das Gefühl, dass der Autor von einem fernen Planeten berichtet, – durchaus aufschlussreich – aber sehr weit weg von dem was ich selbst erlebte. Die fünf Jahre Altersunterschied, zwischen dem Autor und mir, glaube ich erklären diese Wahrnehmungsdifferenzen kaum. Wie Claudia Fuchs durchaus treffend formuliert „Aber Drogenprobleme, Anti-AKW-Bewegung, Kalter Krieg und Nachrüstungsdebatte, die die siebziger und achtziger Jahre prägten, handelt Schmidt knapp und stichwortartig ab. Bundeswehr oder Zivildienst – das waren Alternativen, die auch politische Standortbestimmungen für die jungen Männer jener Jahre bedeuteten. In Schmidts Buch kommen sie nicht vor Bei der Lektüre des Buches habe ich mich auch gefragt, – wie Schmidt denn das gemacht hat , also weder Wehrdienst noch Zivildienst  abzuleisten- denn selbst T3ler (Verwendungsfähig mit Einschränkungen)  – also bedingt Wehrdiensttaugliche wurden damals eingezogen – und Zivildienst konnte man nur nach der sehr schwierigen „Gewissenprüfung“[4] machen – das haben Ende 1970/1980 Jahre nur die wenigsten geschafft. Sollte er sich „wirklich“ durchgemoggelt haben, – das wäre dann schon ein Alleinstellungsmerkmal,- das hatte in diesen Jahren schon „Seltenheitswert“ gehabt.

Ich selbst hatte mich für den Wehrdienst entschieden, – nicht nur für den Wehrdienst, sondern habe eine Reserveoffizier Karriere begonnen, – die im Oktober 2021 als Oberstleutnant der Reserve endete, als ich meine persönlichen Ausrüstungsgegenstände im Bundeswehrstandort Germersheim abgab[5]. Auch meine Studienjahre unterschieden sich doch gewaltig von dem des Buchautors.  Das einzige was wir wohl gemeinsam teilen, sind die „Versehrtenerinnerungen“. Überhaupt war der Krieg, also der zweite Weltkrieg, aber manchmal sogar noch der erste Weltkrieg noch sehr präsent in meiner Kindheit. So präsent, dass ich mich eigentlich bis auf den heutigen Tag daran erinnere. Wobei der Krieg in der Ukraine diese Erinnerungen auch wieder zum Leben erweckte. Hinzu kommt bei mir persönlich, dass ich für ein Zeitzeugenbuchprojekt[6] über das Kriegsende in der oberschwäbischen Kleinstadt Bad Saulgau[7], im Frühjahr 2022 ein Buchkapitel verfasste – und mich natürlich wieder damit befasste, wie die beiden Weltkriege das „Familiengeschehen“ prägten[8]. Die gelungensten Kapitel des Buch sind meines Erachtens, das Kapitel über die Schröder Jahre und das Schlusskapitel „Spiegelstadium“. Der „Bärentanz“ des Rainer Werner Faßbinder in der Diskothek „Dschungel“ in einer Westberliner Frühlingsnacht 1982, – den Thomas E. Schmidt plastisch beschreibt, – das ist ein richtiges Fenster in eine verloren gegangene Zeit. Im Frühjahr 1982 war ich Oberstufenschüler, gerade mal siebzehn, – und weil die „Faßbinder“ Filme nie oder nur mit großer Verzögerung im Schramberger Kino gezeigt wurden, – bin ich immer nach Paris „gepilgert“ – um die Faßbinderfilme dort zu sehen. Dort hab ich sie dann alle gesehen, – im deutschen Original mit französischen Untertiteln, – sowie auch meinen damaligen Lieblingsfilm – Werner Herzogs „Fitzcarraldo“. Nach Paris bin ich getrampt, mit dem Zug gefahren, – ja einmal sogar mit dem Fahrrad in drei Tagen durch Schwarzwald und Vogesen[9] – auf quasi paralleler Route wie Herzogs Fußmarsch von München nach Paris von dem Herzog im Büchlein vom „Gehen auf Eis“ berichtete. Geflogen bin ich erst sehr viel später,   –  mein erster Flug war ein CH 53 Flug von Calw aus über den Nordschwarzwald im Winter 1985 und danach die Transallflüge vom Fliegerhorst Landsberg/Lech nach Altenstadt beim Fallschirmspringerlehrgang im Frühjahr 1985. Meine erster ziviler Flug, das war ein paar Jahre später, während des Studiums ein Flug nach Mallorca für ein physische-geographisches Geländepraktikum. In der Regel hatte im Jahre 1984 ein 20 jähriger einen weit geringeren Co2 Fußabdruck als heutige 20 Jährige, – denn Flugreisen waren damals in Westdeutschland nur einer kleinen Minderheit vorbehalten. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es in meinem Abitursjahrgang, wir waren immerhin 120 erfolgreiche Absolventen, nur ein oder zwei Personen die eine Flugreise vor Beendingung des Abiturs unternommen hatten. Soweit zum Co² Abdruck eines 20 jährigen Abiturienten, eines westdeutschen Boomers des Jahrgang 1964. Was das Buch Schmidts betrifft, da sind meine Lebenserinnerungen, – auch wenn sie nicht in publizierte Form vorliegen – wahrscheinlich repräsentativer, zumindest für ein Kind des Bildungsbürgertums aus dem Südwesten Deutschlands der ich ja war (und bin)- als die Schmidtschen in Buchform gegossenen Erinnerungen[10]. Mittendrin war Schmidt insofern nicht, da muss man der Rezensentin Claudia Fuchs schon Recht geben. Ich habe das Buch dennoch gern gelesen, fand es auch recht aufschlussreich, aber irgendeine Repräsentativität was die „Boomergeneration“ betrifft, lässt sich aus dem Buch kaum ableiten. Ach, und übrigens, – „Interrail“ scheint der Buchautor auch nicht erlebt zu haben, – das „Interrailabenteuer“ nach dem bestandenen Abitur, – das war wohl eines der „gemeinschaftlichen Erlebnisse“ eines großen Teil der Abiturienten aus dem deutschen Südwesten, – Erlebnis und Abenteuer dessen Erinnerung bis auf den heuten Tag nicht verblasst ist!

Bibliographie:

Herzog, Werner (2009) : Vom Gehen im Eis München – Paris 23.11 bis 14.12.1974. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, Juli 2009; Lizenzausgabe des Carl Hanser Verlages München, © 1978 Carl Hanser Verlag München/Wien.

Schmidt, Thomas E.(2022): Grosse Erwartungen. Die Boomer, die Bundesrepublik und ich. Hamburg, Rowohlt, ISBN  978-3-498-00307-4

Siegel, Hogel; Andreae, Susanne; Maier, Clemens; Gögelein, Holger; Neff, Nathalie; Marte, Barbara; Halusa, Stefan; Günzl, Gerhard (1984): Abi’84. Gymnasium Schramberg. Yearbook. Schramberg. Im Selbstverlag der Abijahrgang 1984 des Gymnasium Schramberg, Brucker Druck Schramberg.

Christophe Neff, Grünstadt März 2023


[1] Einen Auszug des Buches wurde in der Zeit unter dem Titel „Babyboomer: Wir Unendlichen Meine Generation der Babyboomer ist übermächtig, nicht frei von Schuld – aber der Anker dieses Landes.“ im September 2022 veröffentlicht.

[2] Gerstenberg, Ralph (17.04.2014) : Jahrgang 1964 – Wir sind viele, wir sind angekommen und wir waren das Volk. Deutschlandfunk Archiv.

[3] Siehe „ SWR2 lesenswert Kritik – Thomas E. Schmidt – Große Erwartungen von Claudia Fuchs“.

[4] = KDV-Prüfungsverfahren.

[5] Sie auch „Ottmar Schreiner – Sozialdemokrat, Fallschirmjägeroffizier und Katholik (21.04.2013)“ und „Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! (Übertragung der « Blognotice 24.02.2022: les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » aus dem Französischen)“.

[6] Das Buchprojekt  „Aus dem Grau des Krieges – Geschichte hinter der Geschichte“ wird von Maria Gelder vom Stadtarchiv Saulgau und Conny Scheck herausgegeben werden. Das Buch soll im Frühsommer 2023 fertig gedruckt sein.

[7] Die Großeltern der Blogverfassers väterlicherseits wohnten in Bad Saulgau, – und bis zum Tod des Großvaters Anton Neff Ende der 1970 Jahre verbrachte der Autor dieser Zeilen manches Wochenende/Ferientage dort.

[8] Siehe auch « Blognotiz 16.11.2014: Novembererinnerungen an Saulgau – Gedanken zum Volkstrauertag 2014“, „Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010“ und „Saulgau Oberschwaben Oktober 2022: Photos, Buchlektüren und Kindheitserinnerungen“.

[9] Siehe « De Schramberg à Paris en vélo – souvenirs de ma première rencontre avec « Notre – Dame de Paris»

[10] Hierzu auch die 2009 verfassten Erinnerungen an die Zeit des Geographiestudiums in Mannheim „Mannemer Dreck- traumhafte Zeiten – eine autobiographische Zeitreise mit Musikbegleitung nach Mannheim“ .  Einen Rückblick auf die Jugenderinnerungen der 1970 Jahre in Schramberg erlaubt u.a. der Beitrag „Wie einst Maria Chapdelaine in Péribonka: Erinnerungen an Birthe Geitmann’s Zeit  im Lärchenweg in Schramberg – Sulgen – mit Vorwort vom 30.01.2022“.

Ein persönlicher Rückblick auf sechzig Jahre Élysée-Vertrag

l’aube franco-allemand sur le Rhin à Lauterbourg/ deutsch-französische Morgendämmerung auf dem Rhein bei Lauterbourg,  © Christophe Neff 23.08.2022

Am 22 Januar 2023 wurde der der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, der sogenannte Élysée-Vertrag, sechzig Jahre alt. Zum fünfzigsten Jahrestag des Élysée-Vertrags hatte ich einen längeren auf Französisch verfassten Beitrag namens „Blognotice 22.01.2013: pensées personnelles franco-allemandes sur le cinquantième anniversaire du Traité de l’Elysée“ auf paysages gepostet. Seitdem sind nun über 10 Jahre vergangen, – und der damalige, sehr persönliche Beitrag hat nichts von seiner Aktualität verloren. In diesen zehn Jahren haben sich, nach meinem Empfinden,   Frankreich und Deutschland eher voneinander entfernt als angenähert. In einem Rückblick auf die Zeit als Paysages noch ein Le Monde.fr Abonnentenblog war schrieb ich im April 2019 folgendes: „Nach zehn Jahren paysages auf Le Blogs le Monde – und paysages wollte zumindest in den Anfängen auch ein deutsch französischer Blog sein – muss ich feststellen, dass der Graben der Frankreich und Deutschland trennt, trotz aller Sonntagsreden über die wichtige, gar lebensnotwendige Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen, noch nie so groß war wie heute.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen – außer vielleicht, dass ich das Gefühl habe, dass der „Graben“ der Frankreich und Deutschland trennt, immer größer wird. Es ist natürlich nicht nur ein gefühlter Graben, – die wirtschaftliche „Schere“ zwischen Deutschland und Frankreich wird immer breiter. Das deutsche „BIP“ ist dem französischen „BIP“ regelrecht enteilt.  Aber natürlich hat das Ganze auch seinen Preis. Der deutsche „Wirtschaftserfolg beruht(e) u.a. auf sehr preiswerter Energie aus Russland, – einem „hemmungslosen“ Handel mit China, – und auch der schon fast sträflichen Vernachlässigung der öffentlichen Infrastruktur und Daseinsvorsorge in Deutschland. Frankreich hat hingegen eine funktionierende schlagkräftige Armee, einen sehr gut professionellen Zivilschutz, der sich jedes Jahr bei Waldbränden und Hochwasserereignissen bewährt. Nur beim Eisenbahnwesen, wenn man vom TGV-Netz absieht, sieht es in Frankreich erheblich schlechter aus als in Deutschland. Es gibt ganze Landstriche ohne funktionierende Eisenbahnen in Frankreich. Darüber verfasste ich vor einigen Jahren den Artikel „Streckenbeobachtungen in der „France périphérique“ – ein geographischer Kommentar zur ersten Runde der Präsidentschaftswahlen 2017 in Frankreich[1]“ – und seitdem hat sich am Zustand des französischen Eisenbahnnetzes im ländlichen Raum nichts wesentliches verändert. Wir haben in Deutschland ein hyperkompetitives Wissenschaftssystem, ein sehr auf „Effizienz“ getrimmtes System, das vor allem zu Lasten von Doktoranden und Post-Docs geht, von denen nur die wenigsten die Chance haben jemals eine feste Stelle in der deutschen Forschungs – und Universitätslandschaft zu bekommen.  In der Öffentlichkeit ist wohl relativ bekannt,  dass es deutsche Wissenschaftler vor allem in die USA, Kanada und die Schweiz zieht,  wobei es relativ wenige belastbare Zahlen dazu gibt. Weit weniger ist in Deutschland bekannt, dass es zumindest in den Natur- und Umweltwissenschaften auch immer mehr Wissenschaftler nach Frankreich zieht. Der Grund ist einfach – auch wenn französische Wissenschaftler im Vergleich zu Deutschland (und anderen Ländern) relativ wenig verdienen, so gibt es doch noch (erheblich) mehr Dauerstellen im französischen Wissenschaftsbetrieb als in Deutschland. Es würde sich bestimmt lohnen, die „Auswanderung & Abwanderung“ aus der deutschen Wissenschaftslandschaft tiefergehend zu analysieren.

So wie sich in den letzten Jahren ein deutliches Wohlstandgefälle zwischen Deutschland und Frankreich entwickelt hat,  so haben sich denn wohl die beiden Ländern kulturell mehr und mehr auseinanderentwickelt. Das Wohlstandgefälle zwischen beiden Ländern hat bestimmt etwas damit zu tun, erklärt aber letztlich auch nicht alles. Die Lebenswirklichkeiten in beiden Ländern haben sich wohl auch eher auseinander als aufeinander zu entwickelt. Dennoch möchte ich betonen, dass Deutschland zwar wirtschaftlich Frankreich überholt hat, aber ich glaube, dass Frankreich sowohl gegenüber „externen Schocks“, als auch gegenüber „Natur- und Umweltkatastrophen“ erheblich resilienter ist als Deutschland.

Persönlich hatte ich mir erhofft, dass der Krieg in der Ukraine vielleicht dazu führen würde, dass Deutschland und Frankreich intensiver miteinander kooperieren würden, aber letztlich ist da bisher nicht viel geschehen. Angesichts dieser existentiellen Krise mitten in Europa, wäre es mehr als wünschenswert, wenn Paris und Berlin wieder mehr zusammenfinden würden, – so wie einst Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing oder Helmut Kohl und François Mitterrand.

Ja, und was das Sprachenlernen betrifft, – in Deutschland wäre schon sehr viel gewonnen, wenn man aufhören würde, die romanischen Sprachen – meist Französisch versus Spanisch – gegeneinander ausspielen. Ich rede schon gar nicht mehr vom Latein. Eine gut organisierte Schule, mit motivierten Lehrern, kann selbstverständlich ihren Schülern Englisch, Französisch, Spanisch und ggf. noch Latein, oder gar Portugiesisch oder Russisch beibringen. Das lässt sich leisten, wenn man es denn will. Wenn man es denn wirklich will, dann sollte man natürlich auch dafür die Ressourcen bereitstellen! Aber angesichts des sich ankündigenden Lehrermangels in Deutschland, kann man von solch einer „multilingualen Schule“ bzw. „multilingualen Gymnasium“ wohl nur träumen! Eine solche Schule würde bestimmt weit mehr für die sogenannte Deutsch-Französische Freundschaft, für die europäische Idee leisten, als die vielen salbungsvollen „Sonntagsreden“ die man anlässlich des 60 Jubiläum des Élysée-Vertrag beiderseits des Rheins hören konnte. Reden und Beiträge die wahrscheinlich, jetzt wo ich diese Zeilen niederschreibe, längst schon wieder „vergessen“ sind!

Photo: l’aube franco-allemand sur le Rhin à Lauterbourg/ deutsch-französische Morgendämmerung auf dem Rhein bei Lauterbourg,  © Christophe Neff 23.08.2022

Christophe Neff, Grünstadt 05.02.2023


[1] In leicht veränderter Fassung auf Französisch unter dem Titel „Blognotice 01.05.2017: « Les fleurs qui poussent à travers les rails de la France périphérique » veröffentlicht. Tatsächlich gehörte dieser Blogbeitrag eine längere Zeitlang zu den am häufigsten konsultierten Blogbeiträgen in Paysages.

Rückblick auf das Jahr 2022 im Paysagesblog

Blick auf Grünstadt im Hintergrund Ludwigshafen und die Skyline der Industrielandschaft der BASF , © Christophe Neff 15.01.2023

Nach vielen Jahren mal wieder ein auf Deutsch verfasster Rückblick auf das Paysagesblog. Den letzten auf Deutsch geschriebenen Rückblick verfasste ich Februar 2018, es war die Rückschau auf das Paysagesblog im Jahr 2017. Nachdem die Unterhaarder Rundschau für Grünstadt und Umgebung am Donnerstag den 14.01.2022 unter dem Namen „Nicht die klassische Auswahl – Was Leser der Unterhaardter Rundschau im Jahr 2022 online besonders interessiert hat[1]“  die Titel der Artikel veröffentlichte die in Grünstader Lokalausgabe am häufigsten gelesen oder zumindest angeklickt wurde, folgt hier nun eine verkürzte Übertragung des Beitrag „L’année 2022 sur le blog paysages – une rétrospective“ aus dem Französischen ins Deutsche.  Wie in der zweiten Tabelle des Französischen Originals zu sehen ist, kommen die meisten Leser des paysagesblog aus Deutschland, – aber wie aus der Tabelle 1 zu erkennen ist – waren es dennoch in der Regel französischsprachige Beiträge die 2022 gelesen bzw. zumindest angeklickt wurden. Wobei das ja im Zeitalter von DeepL und Googletranslate auch kein Problem sein sollte. Nach meiner Erfahrung sind die Übersetzungen von DeepL doch recht brauchbar.

PlatzTitel%
1Encore une déception avec le Monde – La suppression du format PDF du journal numérique du Monde8,50
21949 – l‘incendie meurtrier dans la Forêt des Landes3,92
3Le 19 août 1949 – le drame de la Forêt des Landes2,45
4Beginn des Hochsommers im Leiniger Land/ Début du plein été dans le Leininger Land2,05
5Blognotice 16.06.2022: Retour à Leucate – des vagues de la méditerranée qui se brisent au Cap Leucate jusques aux neiges du massif du Carlit – récit d’un cours de géobotanique en juin 20222,00
6Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 20101,85
7Souvenirs de vingt ans de voyage de recherche à Capelo (Île de Faial/Açores)1,82
8Blognotice 24.02.2022 : les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine1,69
9« Willy Hahn – Aïcha et les 40 lecteurs – Scènes d’une vie de libraire » notices de lecture, voyages et souvenirs d’un habitué de la librairie « à Livre ouvert » à Wissembourg1,64
10Wie einst Maria Chapdelaine in Péribonka: Erinnerungen an Birthe Geitmann’s Zeit  im Lärchenweg in Schramberg – Sulgen – mit Vorwort vom 30.01.20221,61
1,10

Tabelle 1: Die 2022 am häufigsten im Blog paysages gelesenen Artikel

4Beginn des Hochsommers im Leiniger Land/ Début du plein été dans le Leininger Land2,05
6Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 20101,85
10Wie einst Maria Chapdelaine in Péribonka: Erinnerungen an Birthe Geitmann’s Zeit  im Lärchenweg in Schramberg – Sulgen – mit Vorwort vom 30.01.20221,61
13Se ressourcer – auftanken, – über versteckte Orte in der Zeit vom 14. Juli 2022 – und andere Ferne und Nahe „Aufladestationen“1,28
15Saulgau Oberschwaben Oktober 2022: Photos, Buchlektüren und Kindheitserinnerungen1,24

Tabelle 2 Die auf Deutsch verfassten  Artikel des Blog paysages welche 2022 am häufigsten gelesen/angeklickt wurden.

Der Verfasser von Paysages war wohl einer der wenigen Autoren, der in der deutschsprachigen, ja internationalen Blogosphäre vor der Gefahr eines Krieges in der Ukraine in dem Beitrag “ L’année 2021 sur le blog paysages – une rétrospective “ gewarnt hat, indem er am 9. Januar 2022  schrieb : „je crains que nous nous pouvons être confrontées avec la possibilité de voir éclater des guerres pas si loin de nos frontières comme par exemple en Ukraine (Übers. Ich befürchte, dass wir uns mit der Möglichkeit konfrontiert sehen könnten, dass Kriege nicht so weit von unseren Grenzen entfernt ausbrechen könnten, wie zum Beispiel in der Ukraine) „. Am Morgen des 24. Februar war ich also nicht allzu überrascht, als ich erfuhr, dass die Truppen von Zar Putin die Ukraine angegriffen hatten. Am diesem selbigen Morgen des russischen Angriffs auf die Ukraine schrieb ich noch auf Französisch den Artikel „Blognotice 24.02.2022 : les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine“,  Beitrag den man auch auf dem Platz acht der Tabelle eins findet.  Ich übertrug den Artikel dann auch noch ins Deutsche, und veröffentlichte diesen zwei Tage später unter dem Titel „Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! (Übertragung der « Blognotice 24.02.2022: les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » aus dem Französischen)“.  Wie ich schon in der französischen Fassung des Jahresrückblick 2022 schrieb – man fragt sich, ob die ganzen politischen Analysten, Sicherheits – und Verteidigungsexperten die Zeit vor dem Angriff auf die Urkaine in einem „erblindenen Winterschlaf“ verbrachten (im Original „Et tous ces analystes politiques, experts en défense, expert de la Russie etc. qui sont reste « aveugle »  – jusque aux premier coup de feux de l’armée russe à l’aube du 24. Février 2022 – est ce qu’ils ont dormi un « Winterschlaf aveuglant » les années précédentes l’attaque russe ? »).  Bald jährt sich der Überfall auf die Ukraine, – und obwohl sich die Ukraine bisher tapfer gegen den russischen Aggressor verteidigt hat, ist leider zu befürchten, dass dieser Krieg noch lange andauern wird.

Und wenn wir schon vom Krieg sprechen, – vor 80 Jahren kapitulierten die Reste der 6 Armee unter General Strecker in Stalingrad, – und den Schatten den dieses Ereignis, sowie der gesamte zweite Weltkrieg in meiner Familie hinterließ[2], – findet sich in den Beiträgen „Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010und „Saulgau Oberschwaben Oktober 2022: Photos, Buchlektüren und Kindheitserinnerungen  wieder, denn im Grunde handelt es sich um Werkstattberichte über das Schreiben eines Buchkapitels für ein Buch über Zeitzeugenberichten über den 2 Weltkrieges im oberschwäbischen Städtchen Bad Saulgau. Das Buch soll voraussichtlich im Frühsommer 2023 erscheinen. Ja und ich bin selbst gespannt wie mein eigenes Kapitel nach Bearbeitung durch das Lektorat dann letztendlich aussieht[3].

In diesem Sinn hinterließen der zweite Weltkrieg, bzw. die Erinnerung an diesen, sowie der Krieg in der Ukraine durchaus seine Spuren im Paysagesblog.

Photo: Blick auf Grünstadt im Hintergrund Ludwigshafen und die Skyline der Industrielandschaft der BASF , © Christophe Neff 15.01.2023

Christophe Neff, Grünstadt Januar 2023


[1] Online unter:  „Leiningerland-  Was Leser 2022 online besonders interessiert hat“  Nina Schellhas, 11.01.2023 – 20:02 Uhr

[2] Hierzu auch „Blognotiz 16.11.2014: Novembererinnerungen an Saulgau – Gedanken zum Volkstrauertag 2014

[3] Arbeitstitel des Buchkapitels „Der Schramm, der Bahnhof und der Krieg – Kindheitserinnerungen an Tischgespräche in der Karlstraße in Saulgau“ (siehe auch hier).

L’année 2022 sur le blog paysages – une rétrospective

Vue sur San Sebastian de la Gomera et le Teide, 14.09.2022 © Christophe Neff, 14.09.2022

Comme les années précédentes, je publie une petite rétrospective sur l’année passée sur paysages présentant les billets les plus lus de paysages durant l’année 2022[1]. En 2021, paysages qui fut un blog abonné Le Monde.fr depuis Mai 2009 jusque à la fin Mai 2019, entra dans sa treizieme année d’existence. Notons que, j’avais dans la rétrospective de l’année 2021, – en écrivant « je crains que nous nous pouvons être confrontées avec la possibilité de voir éclater des guerres pas si loin de nos frontières comme par exemple en Ukraine » d’une certaine manière, pressenti la guerre en Ukraine, l’attaque de l’Ukraine par les troupes du Tsar Poutine !

Et comme dans les années précédentes j’ai essayé de restituer les images et les liens perdues de l’ancien blog le Monde.fr. Même si j’ai déjà réussi à en restituer une bonne partie mais, il reste encore du travail à faire.

L’article le plus consulté en 2022 fut l’article « Encore une déception avec le Monde – La suppression du format PDF du journal numérique du Monde » (8,50 % des consultations sur paysages en 2022, première position en 2021). Un billet sur encore énième déception que j’ai subi comme abonné  du Monde.  Article qui semble être un des rares « sources » disponibles et gratuites sur la disparation du format PDF du journal numérique du Monde, – qui est donc beaucoup sollicite, lu par les lecteurs de « paysages ».

Enfin en  deuxième position le billet « 1949 – l‘incendie meurtrier dans la Forêt des Landes » (3,92 % des consultations sur paysages en 2022, troisième place en 2021). Ce billet écrit en juillet 2009 nous rappelle l’Incendie de la forêt des Landes de 1949.

Enfin au troisième rang le billet « Le 19 août 1949 – le drame de la Forêt des Landes » (2,45 % des consultations sur paysages en 2022, 21 place en 2021). Comme le billet «1949 – l‘incendie meurtrier dans la Forêt des Landes » ce billet nous rappelle l’Incendie de la forêt des Landes de 1949.

En quatrième position l’article « Beginn des Hochsommers im Leiniger Land/ Début du plein été dans le Leininger Land » (2,05 % des consultations sur paysages en 2022, 29ième place en 2021).  Article (bilingue allemand/français) datant de juillet 2021 décrivent le début du plein été dans le Leininger Land et la Unterhaardt, ses champs de Lavande, le début des moissons etc.

En  cinquième position on trouve l’article « Blognotice 16.06.2022: Retour à Leucate – des vagues de la méditerranée qui se brisent au Cap Leucate jusques aux neiges du massif du Carlit – récit d’un cours de géobotanique en juin 2022 » (2,00 % des consultations sur paysages en 2022). Récit sur un cours de géobotanique dans le pays Leucatois, les Corbières et les Pyrénées.

En sixième position on trouve le billet « Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010 » (1,85 % des consultations sur paysages en 2022). Ce billet écrit en allemand retrace le souvenir d’un voyage en train à Saulgau en mars 2010. C’est aussi le récit sur l’écriture d’un chapitre de livre destinée à un ouvrage sur la fin de la deuxième guerre mondiale a Bad Saulgau.

En septième position on trouve  l’article « Souvenirs de vingt ans de voyage de recherche à Capelo (Île de Faial/Açores) » (1,82 % des consultations sur paysages en 2022, quatrième place en 2021).  Ce billet est une rétrospective personnelle sur vingt ans de voyage de recherche sur l’ile de Faial.

En huitième position on trouve le billet « Blognotice 24.02.2022 : les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » (1,69 % des consultations sur paysages en 2022). Article, écrit « à chaud » après l’attaque de l’Ukraine par les forces militaires russes l’aube du jeudi 24 février 2022, – devenue déjà depuis un document historique.

En neuvième position l’article « « Willy Hahn – Aïcha et les 40 lecteurs – Scènes d’une vie de libraire » notices de lecture, voyages et souvenirs d’un habitué de la librairie « à Livre ouvert » à Wissembourg ». (1,64 % des consultations sur paysages en 2022). Note de lectures, souvenirs bibliophiles – un récit autobiographique sur la lecture de « Aïcha et les 40 lecteurs – Scènes d’une vie de libraire ».

Enfin en dixième position le billet « Wie einst Maria Chapdelaine in Péribonka: Erinnerungen an Birthe Geitmann’s Zeit  im Lärchenweg in Schramberg – Sulgen – mit Vorwort vom 30.01.2022» (1,61 % des consultations sur paysages en 2022). Texte en allemand, écrit pour le  80ième anniversaire de Birthe Geitmann. C’est aussi une rétrospective des années 1970 dans la ville de Schramberg !

Dans le tableau suivant on retrouve l’origine géographique d’une majeure partie des lecteurs de paysages.

 Pays%
1Allemagne48,66
2France21,12
3USA20,48
4Suisse1,01
5Canada0,80
6Portugal0,69
7Belgique0,64
8Espagne0,54
9Chine0,51
10Tunisie0,42
total94,87

Provenances géographiques des lecteurs du blog paysages en 2021

Donc beaucoup de changements par rapport en 2021. La saison des feux de forêts de l’été 2022 a laissé ses traces dans paysages. Même en Allemagne nous étions confrontés à des incendies de forêts. J’ai donnée quelques interviews dans presse écrite allemande et dans un journal de la télévision régionale publique (Südwestfernsehen) sur le changement climatique et les incendies de forêts[2]. Et j’ai plaidé pour que l’Allemagne acheté enfin des « Canadairs »[3] !  Et finalement j’ai aussi donnée une petite présentation orale sur les feux de forêts en Allemagne/Europe centrale durant une petite conférence international/webinaire internationale sur les incendies de forêts en Europe[4].

Et naturellement, la guerre en Ukraine – a laissé ses traces dans paysages. Donc dans un certain sens, j’avais annonce le risque de guerre en Ukraine dans paysages en Janvier 2022, – et cette annonce n’est pas tombé du ciel, – il suffit simplement de lire mon dernier billet de Décembre 2021 « Memorial – les forêts de Carélie n’oublieront jamais les âmes perdues des « zaklioutchonny kanaloarmeets », les détenus-combattants du Belomorkanal » –  c’est durant l’année 2021 que la Russie et la Biélorussie sombrait, – se transforma en une planète cauchemardesque. Et tous ces analystes politiques, experts en défense, expert de la Russie etc. qui sont reste « aveugle »  – jusque aux premier coup de feux de l’armée russe à l’aube du 24. Février 2022 – est ce qu’ils ont dormi un « Winterschlaf aveuglant » les années précédentes l’attaque russe ?

Naturellement il n’y avait pas seulement la guerre en Ukraine, les incendies de forêts dans la vie de l’auteur de paysages. J’ai lu un roman mémorable, le « Cartographe des absences ( O Mapeador de Ausências) de Mia Couto,  – et j’ai déjà écrit deux billets dans paysages sur ce roman  « Une liseuse „Tolino“ pour délester ma bibliothèque » et « Le Cartographe des absences / O Mapeador de Ausências  – ou comment découvrir la géographie secrète des paysages de la Baía de Sofala avec le poète Diogo Santiago ». Ceci montre à quel point ce roman, qu’on peut aussi lire comme un récit géographique sur la Baía de Sofala, Beira et son arrière-pays.

Carte – Mosaïque de sol San Sebastian de la Gomera montrant le premier voyage de Christophe Colomb depuis San Sebastian de la Gomera (départ le 6. Septembre 1492) vers l’Amerique, © Christophe Neff, 17.09.2022

Et j’ai fait un beau voyage professionnel  en 2022 – j’ai participé à la FLORAMAC2022 à San Sebastian de la Gomera[5], – ou j’ai entre autre présenté les résultats de mes recherches géobotanique aux Acores. J’ai déposé les transparent de ma présentation orale « “Overview of more than twenty years of my geobotanical & geographical field research on Faial (Azores) – history, results and outlook” dans KITopen, et peut être j’écrirai une publication scientifique sur la bases de transparents et de mes résultats de mes travaux de terrain sur l’ile de Faial. Le voyage, l’excursion géobotanique à Valle Gran Rey, les congres géobotanique – m’ont très impressionnée – et je voulais aussi écrire un récit de mon séjour à la Gomera pour paysages, mais par manque de temps je ne l’ai pas encore fait.  

Plaque commémorative pour Christophe Colomb à San Sebastian de la Gomera, © Christophe Neff, 17.09.2022

C’est un peu dommage, – mais enfin j’ai « garni » ce billet avec quelques photos prises pendant ce séjour géobotanique sur l’ile de la Gomera.

Oui pour lire et écrire, maintenir un blog du week-end il faut du temps ……

Bibliographie :

Couto, Mia (2020) : O Mapeador de Ausências, © Mia Couto, 2020, Al fragide , Editorial Caminho ISBN: 9789722130615

Couto, Mia (2022) : Le Cartographe des absences. Traduit du portugais (Mozambique) par Elisabeth Monteiro Rodrigues à partir du texte original de l’édition Caminho révisé par l’auteur. Éditions Métailié. Titre original : O Mapeador de Ausências, © Mia Couto, 2020, By arrangement with Literarische Agentur Mertin Inh. Nicole Witt e.K., Frankfurt am Main, Germany, E-ISBN : 979-10-226-1227-2

Photos : toutes Toutes © Christophe Neff 2022,

Christophe Neff, Janvier 2023


[1] Voir: « L’année 2021 sur le blog paysages – une rétrospective », « Rétrospective sur le blog paysages en 2020 », « Rétrospective sur le blog paysages en 2019 », « Rétrospective sur le blog paysages en 2018 – les billets les plus lus de « paysages » en 2018 », « Rétrospectives sur le blog paysages en 2017 – les billets les plus lus de « paysages » en 2017 », « Rétrospectives sur le blog paysages en 2016 – les billets les plus lus de « paysages » , « Rétrospectives sur le blog paysages en 2015 – les billets les plus lus de paysages en 2015 » et « Rétrospectives sur le blog paysages en 2014 – les billets les plus lus de paysages en 2014 »

[2] Voir „So gefährdet sind die heimischen Wälder – Waldbrandgefahr in Rheinland-Pfalz gestiegen“(Landesschau Rheinland-Pfalz SWR-Fernsehen), le reportage TV dans l’Internet Archive.

[3] Voir par exemple:  „Waldbrand in Brandenburg: „Das war ein regelrechtes Inferno“ In Falkenberg ist der verheerende Waldbrand vorerst unter Kontrolle gebracht. Anwohner sind weiterhin besorgt und ein Brand-Experte fordert Löschflugzeuge“ dans la Berliner Zeitung du 27.07.2022 et „Drohen uns Waldbrände, die Pfälzer Siedlungen verschlingen? dans la Rheinpfalz du 28.06.2022.

[4] Voir „The Schiltach – Kirchberg fire succession site : Analyzing Post Fire succession in a submontan/montan mixed Abies alba forest (Schiltach/Black Forest/Germany)” presente lors du 2nd Fire Links Webinar (2022), Granada, Spain, 04.07.2022.

[5] C’est de San Sebastian de la Gomera, que Christophe Colombo entamait la traversée de l’Atlantique le 6 Septembre 1492, –  pour son voyage destines à l’inde qui finalement l’amena l’archipel américain des Caraïbes

Paysages – treizième  année d’existence sur la toile donc déjà trois ans sur wordpress.com (billet trilingues français, allemand, anglais)

Novemberblick auf Grünstadt, Vue de novembre sur Grünstadt, © Christophe Neff 20.11.2022

Le blog « Paysages » qui a débuté en mai 2009 comme blog abonné le Monde avec l’article « I. Un blog sur les paysages : un petit début – ou quelle langue choisir ? » est entre dans sa treizième année d’existence  durant le mois de juin 2022. Durant le printemps 2019 le Monde annonce à ses abonnées bloggeur – que les blogs abonnés seraient supprimés début juin 2019et après avoir publié un dernier billet d’adieu retraçant un peu l’épopée de paysages sur le monde.fr – paysages est relancé le 16 juin 2019 sur wordpress.com avec le billet « Nouveau départ pour le blog paysages ». Comme l’année dernière je publie donc la liste des 10 articles les plus consultés depuis le 16 juin 2019 (jusque au 16.06.2022), date de la « relance » de paysages sur wordpress.com – et la liste des origines géographiques des consultations.  Donc pas de grand changement dans les deux tableaux, sauf qu’on retrouve l’article « Encore une déception avec le Monde – La suppression du format PDF du journal numérique du Monde » à la première place des consultations depuis juin 2019. Les articles de paysages sur la guerre d’Ukraine, se retrouvent pas (encore) sur ce tableau, – mais néanmoins l’auteur de paysages est un des rares personnes – ayant averti la blogosphère du risque d’une guerre en Ukraine dans le billet « L’année 2021 sur le blog paysages – une rétrospective » en l’écrivant le 9. Janvier 2022 « je crains que nous nous pouvons être confrontées avec la possibilité de voir éclater des guerres pas si loin de nos frontières comme par exemple en Ukraine ». Donc le matin du 24 février je n’étais pas trop surpris d’apprendre que les troupes du Tsar Poutine avait attaqué l’Ukraine[1].

Ce billet, qui a pris un peu de retard, le mois d’anniversaire de paysages c’est bien le mois de mai, – je l’ai finalement écrit, après mon entré dans le Monde de Mastodon (voir mon dernier billet) – et vue à quel point la blogosphère se rétrécit – comme une sorte de contribution à l’histoire de la blogosphère  -ou de l’histoire des vestiges de la blogosphère.

Donc dans le Tableau 1 on trouve les articles les plus consultés depuis la reprise de paysages sur wordpress.com le 16 juin 2019 et dans le Tableau 2 la liste des origines géographiques des lecteurs de paysages du 16 juin 2019 au 16 juin 2022. Notons aussi, que paysages est blog, autofinance, sans aucune publicité, – dont naturellement une version moderne et digital d’autopublication & auto-édition.  

Vue l’importance des lecteurs allemands (et anglophones) – suivent ici en dessous les traductions allemandes (et anglaises)!

RangTitre/Titel/titel%
1Encore une déception avec le Monde – La suppression du format PDF du journal numérique du Monde4,63
21949 – l‘incendie meurtrier dans la Forêt des Landes3,01
3La fin annoncée des blogs abonnées du Monde.fr, la fin du blog paysages sur les blogs leMonde.fr2,46
4Souvenirs de vingt ans de voyage de recherche à Capelo (Île de Faial/Açores)2,35
5Erinnerungen an die „märklinModerne“2,04
6Blognotiz 18.4.2012: Kommentar zu Dirk Kurbjuweit „Die Freiheit der Wölfe – Wird das Internet zu einer neuen Schule der Barbarei?“1,91
7The Fatal Forest Fire – remembering the “1949 Mega fire” in the „Forêt des Landes” (South West France)1,30
8Pyrotragedies – a critical retrospective on the wildfire situation in Europe during July 20181,25
9Ein paar Tage im November 1989: Erinnerung zum Mauerfall aus Südwestdeutschland1,07
10Les belles de Tunis sont en deuil1,04
Tableau 1. Les dix articles les plus consultés de paysages du 16 juin 2019 au 16 juin 2022.

Der Blog „paysages„, der im Mai 2009 als Abonnentenblog der Tageszeitung  Le Monde mit dem Artikel „I. Un blog sur les paysages: un petit début – ou quel langue choisir?“ begann, trat im Juni 2022 in sein dreizehntes Existensjahr an. Im Frühjahr 2019 kündigte Le Monde seinen Blogger-Abonnenten an, dass die Abonnentenblogs Anfang Juni 2019 eingestellt würden, und nach der Veröffentlichung eines letzten Abschiedsbeitrags, der die Geschichte von paysages auf le monde.fr nachzeichnet, wurde paysages am 16. Juni 2019 auf wordpress.com mit dem Beitrag „Nouveau départ pour le blog paysages“ neu gestartet. Wie im letzten Jahr veröffentliche ich also die Liste der 10 Artikel, die seit dem 16. Juni 2019 (bis zum 16.06.2022), dem Datum des „Relaunchs“ von paysages auf wordpress.com, am häufigsten aufgerufen wurden – und die Liste der geografischen Ursprünge der Aufrufe.  In beiden Tabellen hat sich also nicht viel geändert, außer dass der Artikel „Encore une déception avec le Monde – La suppression du format PDF du journal numérique du Monde“ auf dem ersten Platz der Aufrufe seit Juni 2019 zu finden ist. Die Artikel von Paysages über den Krieg in der Ukraine finden sich (noch) nicht in dieser Tabelle wieder, aber dennoch ist der Autor von Paysageseiner der Wenigen, der in der Blogosphäre vor der Gefahr eines Krieges in der Ukraine in dem Beitrag “ L’année 2021 sur le blog paysages – une rétrospective “ gewarnt hat, indem er am 9. Januar 2022  schrieb „je crains que nous nous pouvons être confrontées avec la possibilité de voir éclater des guerres pas si loin de nos frontières comme par exemple en Ukraine (Übers. Ich befürchte, dass wir uns mit der Möglichkeit konfrontiert sehen könnten, dass Kriege nicht so weit von unseren Grenzen entfernt ausbrechen könnten, wie zum Beispiel in der Ukraine) „. Am Morgen des 24. Februar war ich also nicht allzu überrascht, als ich erfuhr, dass die Truppen von Zar Putin die Ukraine angegriffen hatten. Am diesem selbigen Morgen des russischen Angriff auf die Ukraine schrieb ich noch auf Französisch den Artikel „Blognotice 24.02.2022 : les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine“. Ein paar Tage später veröffentlichte ich ein erweiterte deutsche Übertragung dieses Artikels unter dem Titel „Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! (Übertragung der « Blognotice 24.02.2022: les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » aus dem Französischen)“.

Dieser Beitrag, der ein wenig verspätet erscheint  – der Geburtstagsmonat von paysages ist ja tatsächlich der Monat Mai, verfasst ich, nachdem ich in die Welt von Mastodon eingetreten bin (siehe meinen letzten Beitrag „(Blognotice 16.11.2022: révision/finissage d’un chapitre de livre sur la fin de seconde guerre mondiale dans une petite ville allemande & débuts sur Mastodon)) – und sah, wie sehr die Blogosphäre schrumpft – als eine Art Beitrag zur Geschichte der Blogosphäre – oder zur Geschichte der verbleibende Überreste der Blogosphäre.

In der Tabelle 1 finden Sie die am häufigsten aufgerufenen Artikel seit der Neustart von paysages auf wordpress.com am 16. Juni 2019 und in Tabelle 2 die Liste der geografischen Herkunft der Leser von paysages vom 16. Juni 2019 bis zum 16. Juni 2022. Ich möcht auch darauf hinweisen, dass paysages ein Blog ist, der sich selbst finanziert, ohne jegliche Werbung, d.h. den der Verfasser finanziert – und damit  natürlich eine moderne digitale Version des Self-Publishing ist. 

RangPays/Land/state%
1Allemagne/Deutschland/Germany53,82
2France/Frankreich20,65
3États-Unis d’Amérique/ USA12,88
4Suisse/Schweiz1,04
5Canada1,00
6Portugal0,97
7Tunisie0,94
7Belgique0,94
8Chine/China0,83
9Corée du Sud/South-Corea/Südkorea0,58
10Royaume-Uni/United Kingdom/Vereinigtes Königreich0,54
Tableau 2 : Liste des origines géographiques des lecteurs de paysages du 16 juin 2019 au 16 juin 2022

The blog « Paysages »  which started in May 2009 as a ”Le Monde” subscriberblog  with the article“« I. Un blog sur les paysages : un petit début – ou quelle langue choisir “ is entering its twelfth year of existence. During the spring of 2019 le Monde announces to its subscriber bloggers – that the subscribed blogs (blog abonnées le Monde.fr)  will be deleted at the beginning of June 2019and after having published a last farewell post retracing a bit the epic of “paysages” on le monde.fr – paysages is relaunched on June 16, 2019 on wordpress.com with the post „Nouveau départ pour le blog paysages „. So, as last year, I publish the list of the 10 articles most accessed since June 16, 2019 (until June 16, 2022), the date of the „relaunch“ of paysages on wordpress.com – and the list of the geographical origins of the views.  So, not much has changed in both tables, except that the article „Encore une déception avec le Monde – La suppression du format PDF du journal numérique du Monde“ is in the first place of views since June 2019. The articles of Paysages on the war in Ukraine do not (yet) find themselves in this table, but nevertheless the author of Paysages is one of the few who warned in the blogosphere of the risk of war in Ukraine in the post “ L’année 2021 sur le blog paysages – une rétrospective „, writing on 9. January 2022 „je crains que nous nous pouvons être confrontées avec la possibilité de voir éclater des guerres pas si loin de nos frontières comme par exemple en Ukraine (transl. I fear that we could be faced with the possibility of wars breaking out not so far from our borders, as for example in Ukraine) „. So, on the morning of February 24, I was not too surprised to learn that Tsar Putin’s troops had attacked Ukraine. On this same morning of the Russian attack on Ukraine, I still wrote in French the article „Blognotice 24.02.2022 : les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine„. A few days later I published an extended German translation of this article under the title „Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! (Übertragung der « Blognotice 24.02.2022: les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » aus dem Französischen)“.

This post, which appears a bit late – the birthday month of paysages is actually the month of May, was wrote after I entered the world of Mastodon (see my last post „(Blognotice 16.11. 2022: révision/finissage d’un chapitre de livre sur la fin de seconde guerre mondiale dans une petite ville allemande & débuts sur Mastodon)) – and saw how much the blogosphere is shrinking – as a kind of contribution to the history of the blogosphere – or to the history of the remaining remnants of the blogosphere.

Table 1 shows the most accessed articles since paysages was relaunched on wordpress.com on June 16, 2019, and Table 2 shows the list of geographical origins of paysages readers from June 16, 2019 to June 16, 2022. I would also like to point out that paysages is a blog that is self-funded, without any advertising, i.e., funded by the author – and thus, of course, a modern digital version of self-publishing

Photo: © Christophe Neff 20.11.2022, Novemberblick auf Grünstadt, Vue de novembre sur Grünstadt

Écrit le samedi 19 Novembre/Dimanche 20 Novembre à Grünstadt, publié le  Dimanche 20 Novembre 2022 à Grünstadt.

Christophe Neff, Grünstadt 20.11.2022


[1] Une version allemand (révisée et augmente) du billet « Blognotice 24.02.2022 : les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » a été publiée quelques jours plus tard sous le titre « Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! ».

Saulgau Oberschwaben Oktober 2022: Photos, Buchlektüren und Kindheitserinnerungen

Bahnhof Bad Saulgau Fahrtrichtung Herbertingen, © Christophe Neff 09.10.2022

Bad Saulgau im Oberland, –  in meinen Kinderjahren hieß es noch einfach Saulgau, – und für mich erschien es lange so, als sei die ehemalige Kreisstadt des Landkreises Saulgau das Zentrum von Oberschwaben, ja das Zentrum der historischen Donaustädte. Zuletzt führte mich im Frühjahr 2010, anlässlich eines familiären Trauerfalles, eine Bahnreise nach Saulgau, ich verfasste auch über diese Bahnreise vor über zwölf Jahren einen eigenen Blogbeitrag unter dem Titel „Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010“ in paysages[1].

Ich sollte Anfang Oktober zu einem Phototermin zum Photographen Albert Drescher nach Bad Saulgau fahren, – um Autorenbilder für ein Buchkapitel in einem Zeitzeugenbuch über das Kriegsende in Saulgau machen zu lassen. Über das eigentliche Buchprojekt findet man auch ein paar Sätze in schon erwähntem Blogbeitrag aus dem Frühjahr 2022.

Ich habe natürlich das Ende des zweiten Weltkrieges in Saulgau nicht selbst erlebt, da ich erst 1964 in Tübingen geboren wurde. Aber der zweite Weltkrieg war eigentlich immer präsent bei den Familienbesuchen in der Karlstraße gegenüber dem Saulgauer Bahnhof, so lebensnah, dass ich sie bis heute nicht vergessen konnte. Eigentlich wollte ich mich vor der dieser Reise in meine „oberschwäbische Vergangenheit“ noch etwas einlesen, – und suchte nach einem „gescheiten“ Reiseführer über Oberschwaben, musste aber leider erkennen, dass es solch einen Reiseführer der meinen Erwartungen entspricht so wohl nicht mehr gibt. In meiner kleinen Privatbibliothek, befindet sich noch ein Baedecker aus dem Beginn der 2000er Jahre mit dem Titel „Bodensee – Oberschwaben“ (Buness et al. 2003), und in diesem Reiseführer finden sich fast alle Ortschaften und Sehenswürdigkeiten, die ich als Kind bei Saulgau besuchte und die ich mit Oberschwaben verband, also die zahlreichen Klöster, der Bussen, Bad Buchau mit dem Federsee, Riedlingen, Ravensburg, Mengen, der Bodensee, – nur Munderkingen fehlt. Letztlich las ich dann zur Vorbereitung der Reise nach Saulgau ein paar Kapitel in dem Federseeführer von Hans Günzl (2007), und zur Nachbereitung ein paar Kapitel in dem geographischen Saulgauführer von Eck & Höhfeld ( 1989) – letztgenanntes Buch hatte ich schon als Student gelesen. Rückblickend muss ich sagen, dass der geographische Führer „Saulgau – Stadt und Landschaft“ von Eck & Höhfeld (1989), immer noch das Beste ist, was ich über Saulgau lesen konnte. In diesem „geographischen Führer“ finden sich Blockbilder zur Landschaftgenese der Landschaft rund um Bad Saulgau, wie man sie so heute kaum noch macht.

Weiterhin las ich dann noch das kleine Heftchen von Barbara Wiedemann (2017) über die literaturgeschichtliche Bedeutung der Kleberpost in Saulgau. In einem gewissen Sinne war Saulgau, durch die Bedeutung des Hotels Kleberpost für die Gruppe 47, eine Zeitlange eine der „geheimen Literaturhauptstädte“ Deutschlands. Zumindest solange, wie sich in den Räumen der Kleberpost, die Mitglieder der Gruppe 47 trafen. Die „wechselvolle“ und teilweise auch „tragische“ Geschichte der Kleberpost in Saulgau würde es bestimmt auch einmal verdienen „verschriftlicht“ zu werden[2].  Weiterhin beendete ich kurz nach dieser Reise auch noch die Lektüre von Huby’s Lehrjahren (2020). Hubys journalistische Lehrjahre, die ja nicht weit von Saulgau in Blaubeuren stattfanden, und die Huby in diesem autobiographischen Roman nochmals Revue passieren lässt. Was beim Romanwerk Hubys auffällt, hier meine ich vor allem die „Bienzle“ Kriminalromane, die ich alle gelesen habe, dass diese alle in „Altwürttemberg“ spielen, – nach „Oberschwaben“ kommt der „Bienzle“ wohl nie. Oberschwaben, die alten Donaustädte liegen offensichtlich zu weit von Stuttgart, dem „Wirkungskreis“ des Bienzle entfernt.

Wenn man sich die zeitgenössische Lebenswelt Oberschwabens, also die Lebenswelt des Oberlandes vom Ende des zweiten Weltkrieges bis heute, annähernd erlesen will, dann denke ich, kommt man an dem Romanwerk von Arnold Stadler nicht vorbei. Mein letzter Stadler, das war seine Reise an den Kilimandscharo, – sozusagen Oberschwaben – Kilimandscharo und zurück – geographisch und historisch. Im Umfeld der Lektüre des Reiseromans Stadler entdeckte ich schon im März 2021, den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah, so dass mir Werk und Autor nicht unbekannt waren, als Gurnah den Literaturnobelpreis im Oktober 2021 verliehen wurde. Da hatte ich dem deutschen Feuilleton dann schon etwas voraus, als Gurnah der Literaturpreis verliehen wurde, war er für mich zumindest kein „Unbekannter“ mehr. So kann man die Welt mit Stadler bereisen und entdeckt dabei nicht nur Oberschwaben.

Bei der nächsten Oberschwabenreise packe ich mir dann wieder einer meiner „Stadler“ mit ins Reisegepäck, denn Stadler ist sowohl schreibender Fernreisender als auch aufmerksam scheibender „Maler“ des schwäbischen Oberlandes. Vielleicht auch der letzte „Zeuge“ des katholischen Landlebens in Oberschwaben, seinen Wirtschaften, seinen Stammtischen, seinen Legenden ….

Abgesehen von den Lektüren, sind da noch die Erinnerungen an zwei Exkursion die ich als Student durch Schwaben machten durfte. Einmal war da überhaupt meine erste mehrtägige Exkursion als Geographiestudent überhaupt, die „Schwaben Exkursion“ mit Besuch der Städte Ulm, Augsburg und Nördlingen, – Exkursion die von Professor Christoph Jentsch und seiner damaligen Assistentin Barbara Hahn geleitet wurde, – die zwar die Landschaften des alten Landkreises Saulgau nur streiften, aber die mir dennoch unvergesslich geblieben ist, denn wir „bekamen mit“ und verfolgten quasi live im Busradio die Ankunft der radioaktiven Wolke aus Tschernobyl. Das war der Beginn des Sommersemesters 1986, nach Bundeswehr und Beginn der Reserveoffiziersausbildung, hatte ich gerade begonnen in Mannheim Geographie zu studieren. Was wir damals im Exkursionsbus noch nicht wussten, – die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl leitet den Zerfall der Sowjetunion ein. Der russische Überfall auf die Ukraine ist letztlich auch nur ein verzweifelter Versuch diesen Zerfall in Teilen Rückgängig zu machen.

Bronzestatue der Kaiserin Maria Theresia in Bad Saulgau (Kopie eines Barokkunstwerkes von Franz Xaver Messerschmidt, das Orignal „Maria Theresia als Königin von Ungarn“ steht im Belvedere in Wien ) , © Christophe Neff 09.10.2022

Aber das konnten wir natürlich Ende April 1986 alles noch nicht wissen. Genauso unvergesslich die Oberschwabenexkursion von Rainer Loose, der von seinem damaligen Assistenten Sebastian Lentz begleitet wurde. Rainer Loose[3], eigentlich ein „Humangeograph“ und „historischer Landeskundler“ konnte quasi in einem Atemzug die Vereinödung und Agrarmelioration durch Maria Theresia in Oberschwaben, die Federseefällung, die Reliefgestaltung Oberschwabens durch den Bodenseegletscher, die Entstehung des Federsee’s im Gelände erklären. Man steht auf dem Bussen, und man sieht vor dem geographischen Auge die Landschaftsgenese „Oberschwaben“ quasi in Zeitlupe vor sich abspielen. Solche geographischen Exkursion, soweit meine Erfahrung, sind heut zu Tage weitgehend aus dem universitären Curriculum herausgefallen, – was ich persönlich für schade halte. Hingegen bleibt das „Wirken“ der Kaiserin Maria Theresia im Oberland unvergesslich, – und auf dem Marktplatz von Bad Saulgau, findet man ja ein schönes Denkmal das an Maria Theresia und die vorderösterreichische Zeit in Oberwaben erinnert.

Blick auf die Karlstraße 15, Bad Saulgau, © Christophe Neff 08.10.2022

Der eigentliche Phototermin im Photostudio von Albert Drescher am Samstag den 08.10.2022 war sehr interessant, – und neben dem eigentlichen „Photomachen“ erfuhr ich auch noch vieles über die neuere und ältere Geschichte von Bad Saulgau. Im Grunde genommen könnte man wohl mit dem Wissen von Albert Drescher einen ganzen „Bild & Geschichtsband“ über die Karlstraße in Bad Saulgau erstellen. Wenn man mit Albert Drescher die Karlstraße auf und ab läuft, hat man das Gefühl, dass er wirklich über fast jedes Gebäude eine Geschichte erzählen kann. Ja und dann hat er mich mit meiner Arbeitskamera, einer „hosentaschentauglichen“ Allroundkamera (Panasonic DMC-TZ71), die mich seit Jahren, im Gelände, bei Exkursion fast überall begleitet, zusammen mit meiner Frau vor der Karlstraße 15 photographiert. Die Karlstraße 15, das war das Wohnhaus meiner Großeltern, – und lange Zeit auch Firmensitz der Wilhelm Schramm Spedition. Bis zum Tod meines Großvaters[4], der auch Geschäftsführer dieser Spedition war, waren wir die Neff Geschwister aus Schramberg,  doch relativ oft in der Karlstraße, gegenüber den damals noch sehr großflächigen Gleisanlagen des Bahnhofes Saulgau.

Gedenkstein für Theodore D. Nielsen, Bad Saulgau, © Christophe Neff 08.10.2022

Natürlich habe ich an diesem Wochenende auch selbst ein paar Photos gemacht. Ich hatte ja nicht nur meine kleine Arbeitskamera, sondern auch meine „große Vollformat“ Kamera von Canon. Nicht alle sollen hier veröffentlicht werden, das würde den Rahmen des Blogbeitrages bei weitem sprengen. Ein Bild vom Gedenkstein für den amerikanischen Jagdfliegerpiloten Lt. Theodore D. Nielsen der am 9. August 1944 von einem SS Schergen am Haidemer Stöckle ermordet wurde. Geschichte, die ich meinem Vater, der sie mir immer wieder und wieder in verschiedenen Variationen erzählte, nie richtig glauben wollte. In besagtem Buchkapitel gehe ich etwas näher auf diese tragische Geschichte ein. Und natürlich Photos vom Saulgauer Bahnhof, – von der Karlstraße aus photographiert – also quasi aus dem Blickwinkel meiner „Kleinkinderinnerung“.

Bahnhof Bad Saulgau Zustand der Ladegleise, © Christophe Neff 09.10.2022

Die Ladestraße, an der ich mit meinem Onkel Ewald die Güterwägen mit Kohle und teilweise auch Heizöl entlud[5], ist komplett verschwunden, die Gleise teilweise mit Sträuchern und Bäumen überwuchert. Der Stückgutschuppen verschwunden, –  so wie ein auch ein Großteil der anderen Lade, Anschluss und Rangiergleise. Aber immerhin gibt es in Saulgau noch einen funktionierenden Bahnhof, – Personenzüge gibt es wahrscheinlich mehr als in meinen Kindheitstagen, hingegen ist vom einst florierenden Güterverkehr, außer der Bedienung des Claaswerkes[6] durch die HZL nicht mehr viel übrig geblieben. Soweit es nicht gelingt den Güterverkehr wieder zurück auf die Schiene zu verlagern, wird das mit der viel beschworenen klimaökologischen Verkehrswende nichts werden. Da nützten auch alle Lippenbekenntnisse nichts.

Ich erhielt dann an diesem Wochenende auch noch das Neff Familienarchiv von einer meiner Großtanten, –  ich will sie mal so nennen. Darin befindet sich neben vielen persönlichen Photos, Feldpostbriefen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, – auch eine Festschrift zu 150 Jahren Eisenhandlung Josef Pischl[7], – eine alte Saulgauer Firma, – die auch viel mit meiner Familie[8] zu tun hatte, – und von der man ebenso wie von der Wilhelm Schramm Spedition im Saulgauer Stadtbild nicht mehr viel oder gar nichts mehr findet. Und soweit man heute jüngere Passanten in Bad Saulgau nach beiden Firmen fragt – oder auch den berühmten Dr. Google – so erfährt man eigentlich nichts mehr „nennenswertes“ über beide Firmen, – die einst doch das „Stadtbild“ und auch das „Wirtschaftsleben“ in Saulgau prägten. Der „Pischl“ – und der „Schramm“ – das ist in Saulgau längst vergangene und fast vergessene „Wirtschaftsgeschichte“.

Und dann eben der Krieg, eigentlich müsste man schreiben, die Weltkriege, – denn im Grunde genommen sind es Bilder, Briefe, Traueranzeigen aus beiden Kriegen, – aus denen man rudimentär die Geschichte eine Munderkinger Flaschnerfamilie[9] nachvollziehen kann. Bilder der Kinder von Josef und Augustine Neff, – die von Munderkingen aus in Welt aufbrachen, – und von denen einige dann vor und nach dem zweiten Weltkrieg in Saulgau landeten und dort Fuß fassten. Der Verfasser des „paysagesblog“ ist einer der vielen Urenkel von Josef und Augustine Neff aus Munderkingen. Und das „Neff’sche Familienarchiv“ – so will ich diese Bilder und Briefsammlung mal nennen, ist bei mir dem Verfasser des paysagesbloges gelandet, weil ich mich u.a. auch für diese „Familiengeschichte“ interessiere. Der Krieg, bzw. die beiden Weltkriege, die in diesem Familienarchiv omnipräsent sind, – waren auch oft Thema der Tischgespräche die ich in der Karlstraße als Kleinkind mitbekam. Diese Kriege, die Verletzungen, die Narben, die Erinnerung an die die nicht mehr zurückkamen, – waren 20 und 30 Jahre nach den Ende des zweiten Weltkrieges in der Karlstraße 15 allgegenwärtig. Und angesichts der Ereignisse in der Ukraine, den russischen Angriff auf die Ukraine am 26. Februar 2022, erwachen diese Erinnerungen wieder zum Leben[10].

Nach einem Besuch des Federsees, – einem Spaziergang über den „Federseesteg“ fuhren wir über Riedlingen, Honau und an Stuttgart zurück nach Grünstadt. Die Alb strahlte herbstlich golden wie einst in meinen Kindertagen. In Stuttgart standen wir dann lange im Stau auf der A 81 / A8 zwischen Stuttgarter Kreuz und Leonberger Kreuz. In einer besseren Welt, – d.h. in einer Welt in der die „klimaökologische Wende“ längst vollzogen wäre,- wäre ich mit dem Zug nach Bad Saulgau gefahren, – hätte mir dort ein E-Auto gemietet,- und wäre dann mit diesem nach dem Wochende entweder wieder über die Alb nach Tübingen oder Reutlingen, – und dann wieder mit dem Zug nach Grünstadt- oder eben mit dem E-Auto durchs Donautal an Burg Wildenstein und Schloss Werenwag vorbei, übers Kloster Beuron zum Soldatenfriedhof von Beuron, über den es bis jetzt immer noch keinen Wikipediaartikel gibt, nach Immendingen, – und von dort mit der Schwarzwaldbahn über Offenburg, Karlsruhe nach Grünstadt. Die letztgenannte Variante, wäre natürlich irgendwie auch eine „Erinnerungsfahrt“ an die fernen Kindheitstage gewesen, – denn mein Vater wählte oftmals diese Route, auf unseren Fahrten von Schramberg nach Saulgau und zurück.

Ich hätte mir von der jetzigen Bundesregierung zumindest einen Einstieg in solch eine klimaökologisch nachhaltige Mobilität gewünscht, aber davon sind wir noch lange entfernt. Es gibt übrigens ein Land in unmittelbarer Nachbarschaft zu Deutschland, in welchem man die Form von nachhaltiger Verkehrsmobilität schon lange umgesetzt hat (nicht perfekt, aber erheblich besser als in Deutschland),  das ist die Schweiz. Abgesehen davon erscheint einem Saulgau und das Oberland von der Kurpfalz aus gesehen, – völlig unabhängig davon ob man mit der Bahn oder dem Auto anreist schon irgendwie sehr weit weg, wie auf einem anderen Planeten. Eine kleine Provinzstadt in der Ferne von Schwäbisch-Mesopotamien[11].

Bahnhof Bad Saulgau Fahrtrichtung Aulendorf, © Christophe Neff 09.10.2022

Ein Freund und Kollege, ein Geograph der so wie ich selbst in einer schwäbischen Provinzstadt aufwuchs, fragte mich nachdem ich ihm von der Reise in die oberschwäbische Provinz berichtete, ob ich mir vorstellen könnte, dort in Saulgau zu wohnen und zu leben. Ich antworte ihm, wohl eher nicht, – die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart, die Universitätsbibliothek Tübingen, – erschienen mir doch recht weit weg von Saulgau. Im Nachhinein muss ich sagen, dass per Bahn München von Saulgau aus im Gegensatz zu Grünstadt recht gut und schnell erreichbar ist, – der Bodensee natürlich auch, – dann gibt es ja auch noch die von Jacques Coup de Fréjac nach dem zweiten Weltkrieg gegründete Kunstgalerie die Fähre[12]. Also so ganz im Windschatten von Kultur und Wissenschaften liegt dann Saulgau dann doch nicht. In Schramberg der Kleinstadt im Schwarzwald in der ich aufgewachsen bin gab es und gibt etwas Vergleichbares wie die Kunstgalerie die Fähre in Bad Saulgau nicht – und in Schramberg gibt es auch schon lange keine Eisenbahn mehr.

Photos : © Christophe Neff, Oktober 2022

Literatur:

Buness, Jutta; Galenschowski, Carmen; Linde, Helmut, Strüber, Reinhard (2003): Bodensee Oberschwaben. Mit großer Reisekarte. Baedeker, Allianz Reiseführer. 7. Auflage 2003. Ostfildern, 2003, ISBN 3-87504-403-7

Eck, Helmut; Höhfeld, Volker (Hrsg.)(1989): Saulgau. Stadt und Landschaft. Ein geographischer Führer und die Stadt und ihre Umgebung. Saulgau, © Gebr. Edel, Gmbh & Co. KG, Druck und Verlag, D-7968 Saulgau, ISBN 3-9801892-0-1

Ertle, Robert; Neff, Max (Hrsg.)(1953): 150 Jahre Eisenhandlung Jos Pischl Saulgau seit 1803. Festschrift der Eisenhandlung Josef Pischl. Eisenhandlung Josef Pischl, Druck Gebr. Edel Saulgau.

Günzl, Hans (2007): Das Naturschutzgebiet Federsee. Ein Führer durch Landschaftsgeschichte und Ökologie. Tübingen, © Silberbuchverlag, ISBN 978-3-87407-747-7

Huby, Felix (2020): Lehrjahre. Roman. © 2020 Silberburgverlag 2020, 1. Auflage Taschenbuchausgabe, Originalausgabe Hardcover © Klöper & Meyer Verlag Tübingen 2016, ISBN 978-3-8425-2213-8

Loose, Rainer (2022): Gustav Schübler (1787-1834). Professor für Naturgeschichte und Botanik in Tübingen. © Franz Steiner Verlag Stuttgart 2022, zugleich Contuberinium Tübinger Beiträge zur Universitäts und Wissenschaftgeschichte B. 90, und Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Sonderheft 6. ISBN, 978-3-515-13254-1.

Stadler, Arnold (2021): Meine Reise zum Kilimandscharo. Am siebten Tag flog ich zurück. Roman. © 2021 S. Fischer Verlag GmbH , Frankfurt am Main.

Wiedemann, Barbara (2017): Die Gruppe 47 und das Hotel „Kleber Post“ in Saulgau. Marbach am Neckar, 2017, Spuren 116, © 2017, Deutsche Schillergesellschaft Marbach am Neckar, ISBN 978-3-944469-33-1,

Verfasst im Oktober 2022, veröffentlicht am 31.10.2022


[1] In paysages gibt es zwei weiterer Blogbeiträge die sich hauptsächlich mit Saulgau beschäftigen, nämlich „Blognotiz 16.11.2014: Novembererinnerungen an Saulgau – Gedanken zum Volkstrauertag 2014“ und „Ein paar Tage im November 1989: Erinnerung zum Mauerfall aus Südwestdeutschland“.

[2] Man kann ein paar photographische Erinnerungen an die alte Kleberpost, hier auf den Seiten von Jörn Schramm, finden.

[3] In diesem Zusammenhang auch beachtenswert die Monographie die Rainer Loose dem württembergischen Botaniker „Gustav Schübler“ widmete!

[4] Anton Neff, 1904- 1977

[5] Eigentlich begleitete ich meine Onkel Ewald mehr als das ich selbst die Kohlen aus dem Eisenbahnwagen entlud. Wobei die Kohle mit Selbstentladewagen (wahrscheinlich Eds 090) und dann per Förderband auf Laster geladen wurde, die die Kohle ins Lager der Firma Schramm brachte.

[6] Das Claaswerk in Saulgau hat seinen Ursprung im Bautzwerk der Josef Bautz AG die 1969 von Class übernommen wurde.

[7] Diese Festschrift ist unter dem Titel „Festschrift der Eisenhandlung Josef Pischl“ ist laut KVK u.a. in folgenden Bibliothek im Bestand aufgeführt : Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek <24>, Mannheim, Universität Mannheim, Universitätsbibliothek <180>, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Historische Bibliothek. In diesem Sinne ist die Pischl Festschrift schon eine bibliographische Rarität.

[8] Mein Großvater, der schon erwähnte Anton Neff, war u.a. von ca. 1935 bis 1945 Prokurist beim Pischl, – und in der schon erwähnten Festschrift ist u.a. die Rede von ihm. Aber auch andere weiter Geschwister meines Großvaters Anton Neff, waren eng verbunden mit der Eisenhandlung Pischl, wie zum Beispiel meine Großtante Veronika Neff genannt die „Vroni“.

[9] Flaschner = schwäbischer Begriff für Klempner, Sprengler. Mein Urgroßvater Josef Neff war Flaschnermeister in Munderkingen.

[10] Zum Überfall auf die Ukraine, siehe auch „Die Truppen des Zaren Putin greifen die Ukraine an! (Übertragung der « Blognotice 24.02.2022: les troupes du Tsar Poutine attaque l’Ukraine » aus dem Französischen)“.

[11] Hierzu siehe auch: „Sprachlosigkeit in Schwäbisch-Mesopotamien –  Arnold Stadlers Geschichten „New York machen wir das nächste Mal“ sind Zeugnisse einer außergewöhnlich bildkräftigen Sprache“ von Gunter Irmler.

[12] Siehe auch „Galerie Die Fähre, Bad Saulgau Oberschwäbische Documenta“ – Von Dietrich Heißenbüttel|Fotos: Jens Voll, Kontext Wochenzeitung, August 2022, Ausgabe 592.

Blognotice 22.03.2022: encore l’angoisse de l’Aube

L’aube à Grünstadt 22.03.2022, © Christophe Neff 22.03.2022

L’angoisse de l’Aube, depuis le début de cette guerre en Ukraine, qui entre dans sa quatrième semaine. Le matin vingt-quatre février 2022, c’était un jeudi, les troupes du tsar Poutine attaquaient l’Ukraine. Depuis, la mort et la désolation règnent sur Kiew, Odessa, Kharkiv et surtout Marioupol. Et Poutine semble avoir décidé que Marioupol devrait partager le sort de Grozny et d’Alep !  L’angoisse de l’aube, – les matins quand je me lève je pense aux villes et paysages ukrainiens, – aux cris de blessés sous les décombres après les bombardements russes – et je fais de photos des premiers rayons de soleil sur Grünstadt, sur la plaine du Rhin qui s’étend entre le Odenwald et le Pfälzerwald[1]. Depuis le début de l’invasion russe j’ai pris une photo de presque chaque « Aube » s’étendant sur les toits de Grünstadt.

Je constate que le Tsar Poutine n’a pas encore totalement réussi la « Gleichschaltung »  de la société civile russe. Je pense au geste héroïque de Marina Ovsiannikova, qui en brandissant lors du journal télévisé du soir Vremia, une pancarte « No War, ne croyez pas à la propagande, on vous ment ici. Russians against war » pour manifester son opposition à la guerre en Ukraine – et montrant ainsi au Monde entier que la société civile russe n’est pas encore totalement assommé par la férule de Monsieur Poutine ! Marina Ovsiannikova n’est pas la seule – des centaines, des milliers de russes, qui osent de dire non à la guerre, qui vont faire le chemin silencieux vers les prisons, les «  Lagers », des autres qui essayent de fuir chez nous vers la liberté! Je retiens aussi l’interview de Wladislaw Inosemzew dans le spiegel qui compare Poutine à Mussolini [2]!

Graffiti montrant Salgueiro Maia à Lisbonne, source wikipedia.commons

Parfois je pense aussi à Salgueiro Maia, ce capitaine qui avec ces frères d’armes fut tombé la   dictature salazariste pendant la Révolution des Œillets en avril 1974. De jeunes officiers portugais que ne voulaient plus combattre dans les guerres coloniales atroces que le Portugal menait en Afrique ! Car dans un certain sens la guerre que les troupes du Tsar Poutine mènent en Ukraine, est aussi une guerre coloniale ! Parfois je me mets à rêver en espérant, que des jeunes capitaines de l’armée russe, aient le courage de Salgueiro Maia et de ces jeunes officiers portugais de la Révolution des Œillets, pour mettre fin à cette guerre néocoloniale que l’empire russe mènent en Ukraine ! Parfois aussi comme je l’ai écrit dans trois de mes derniers billets publiés en allemand, – j’espère tous simplement que l’Europe[3], – et spécialement l’Allemagne, car l’Allemagne est le pays où je vis et où je paie mes impôts cesse enfin d’importer du pétrole russe[4] !

Le soleil printanier a pris possession de l’Unterhaardt, les amandiers et les abricotiers sont en fleur. Le printemps débute ici, je relis Romain Gary, quelques lignes de la Promesse de l’aube

« Il y a aussi Filoche, le dieu de la petitesse, des préjugés, du mépris, de la haine- penché hors de sa loge de concierge, à l’entrée du monde habité, en train de crier « Sale Américain, sale Arabe, sale Juif, sale Russe, sale Chinois, sale Nègre»- c’est un merveilleux organisateur de mouvements de masses, de guerres, de lynchages, de persécutions, habile dialecticien, père de toutes les formations idéologiques, grand inquisiteur et amateur de guerres saintes, malgré son poil galeux, sa tête d’hyène et ses petites pattes tordues, c’est un des dieux les plus puissants et les plus écoutés, que l’on trouve toujours dans tous les camps, un des plus zélés gardiens de notre terre, et qui nous en dispute la possession avec le plus de ruse et le plus d’habileté[5] 

Le printemps est arrivé dans la Unterhaardt, – l’Ukraine pleure ses morts, et se prépare encore à tenir une journée de combat de plus ! J’aimerais tant voir des « Capitães de Abril »[6] russes finir la guerre sanglant coloniale que l’armée russe mène en Ukraine ! La dernière fois que des officiers russes osent de se opposer au « pouvoir », fut d’ailleurs  « Insurrection décabriste »  en décembre 1825 !

 On peut toujours rêver des jours meilleurs au début du printemps !

Bibliographie :

Gary, Romain  (2018) : la promesse de l’aube. Folio/Éditions Gallimard, Paris, 2018, ISBN 978-2-07-036373-5

Photos :

La photo de la graffiti montrant Salgueiro Maia provient de de wikimedia commons, source originale : https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Salgueiro_Maia_graffiti.jpg

La Photos montre l’aube à Grünstadt le mardi 22.03.2022, © Christophe Neff 22.03.2022

Christophe Neff, Grünstadt le mardi 22.03.2022


[1] Comme par exemple la ville de Mykolaïv, voir le reportage  de Emmanuel Grynszpan du mardi 22.03.2022 : « Dis aux autres que désormais on tirera sans sommation » : à Mykolaïv, la vie sous la menace des armes russes »

[2]„ »Putin ähnelt Mussolini« – Der russische Ökonom und Politologe Wladislaw Inosemzew hält den Kremlchef für einen faschistischen Herrscher. Der Krieg könne nur beendet werden, indem der Westen die Moskauer Führung spaltet. Wie soll das gelingen?. Interview  Ann-Dorit Boy 20.03.2022.

[3] Voir aussi „Öl und Gas aus Russland Warum ein Embargo Putins Krieg beenden könnte. Ein Gastbeitrag von Sergej Gurijew und Oleg Itskhoki“ dans Spiegelonline du 22.03.2022

[4] Voir „Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010“ et „Blognotiz zur Veranstaltung des Literaturhauses Stuttgart – Ukraine im Krieg“ et enfin „Blognotiz 20.03.2022: Notizen zur aktuellen Linkreparatur in Paysages“.

[5] Citation de Romain Gary „la promesse de l’aube », p.19 de version poche, folio, Paris, 2018, ISBN 978-2-07-036373-5

[6] « Capitães de Abril » est aussi un film franco-portugais de Maria de Medeiros retrace la Révolution des Œillets.

Blognotiz 20.03.2022: Notizen zur aktuellen Linkreparatur in Paysages

Den verlorenen Links und Bilder von paysages habe ich ja schon zu Anfang dieses Jahres einen französischsprachigen Beitrag namens „Blognotice 11.01.2022 : les liens perdus du blog paysages“ gewidmet. Die Umstellung von den „Blogs abonnées du Monde.fr“ auf ein bei WordPress.com gehostetes, werbefreies Blog, verlief leider nicht so problemlos wie ich mir das erhofft hatte[1], [2]. Eine Vielzahl von Links und Bildern ging mit dieser Umstellung verloren. Immer mal wieder mache ich mich daran, die Links und die Bilder von einzelnen alten Beiträgen aus der Zeit als „Paysages“ noch ein Abonnentenblog bei le Monde.fr.  war zu restaurieren. So begegnete mir heute Morgen beim Reparieren der Links des Beitrag „Blognotiz 18.02.2018: Rückblick auf das Paysagesblog im Jahr 2017“ der Artikel „Blognotiz 08.02.2015: Rückblick auf das Paysagesblog im Jahr 2014“. Im Februar 2015 schrieb ich u.a. anderem folgende Zeilen „Ich gehe davon aus, dass „Monsieur Poutine“ versuchen wird das alte zaristische imperiale Russland in Grenzen von 1914 wiederherzustellen. Oder wie der französische Geograph Michel Foucher (2014) es in einem Interview + Karte im Le 1 darstellte, Rußland in den Grenzen des „Patriarcat de Moscou et de toute la Russie“ d.h. dem Einfluß der Russisch-Orthodoxe Kirche, wieder aufleben zu lassen. Ich mache mir da keinerlei Illusionen

Im Gegensatz zur in Deutschland veröffentlichen Meinung war ich deshalb auch nicht so überrascht über den Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine. Ich habe das an anderer Stelle ja schon geschrieben. Was mich hingegen schon überrascht war die Blindheit der Expertenmeinungen, der Sicherheitsexperten, der Russlandexperten etc. Befanden sich diese etwa jahrelang in einer Form von intellektuellem Tiefschlaf? 

Diese fast schon „akademische Rückschau“ hilft der Ukraine jetzt natürlich wenig bis nichts. Aber diese Expertenblindheit gegen Putin und seiner aggressiven Politik sollte doch irgendwann einer tiefergehenden zeitgeschichtlichen wissenschaftlichen Analyse unterzogen werden. Denn seine Absichten hat er eigentlich nie verborgen!

Helfen würde der Ukraine jedoch bestimmt wenn wir möglichst rasch auf russische Ölimporte verzichten würden. Ich weiß, dass das vor allem für Deutschland, nicht einfach sein wird. Ich habe das u.a. in meine letzten beiden Blogbeiträgen ja schon thematisiert[3].

Auf die Frage, die ich mir ja schon im letzten Blogbeitrag stellte  -„ wie man der Ukraine helfen kann, ohne in einen dritten Weltkrieg zu rutschen“ gibt es wie gesagt keine einfachen Antworten! Aber ein schneller Verzicht auf russische Ölimporte könnte der zentrale Baustein für solch eine Antwort sein!

Blick auf Grünstadt, © Christophe Neff 20.03.2022

Photo: © Christophe Neff 20.03.2022

Christophe Neff, Grünstadt 20.03.2022


[1] Siehe u.a. „La fin du blog paysages sur les blogs LeMonde.fr – Das Ende des Blog « paysages » auf den Blogs von Le Monde.fr“ und „Nouveau départ pour le blog paysages “ sowie «  Paysages – douzième année d’existence sur la toile donc déjà deux ans sur wordpress.com (billet trilingues français, allemand, anglais) »

[2] Natürlich ist ein werbefreier Blog auf der Hostingplattform WordPress.com auch eine gewisse Form von „Selfpublishing“! Man generiert keine Werbeeinnahmen, sondern zahlt für die Möglichkeit zu „Bloggen“! Auch wenn das Blog kein Buch ist, sei in diesem Zusammenhang auf die hörenswerte Sendung im SWR2 Forum „Das gedruckte „Ich“ – Warum boomen Selfpublisher?“ vom 4 März 2022 verwiesen!

[3] Siehe u.a. „Blognotiz 13.03.2022: Erinnerungen an eine Bahnreise nach Saulgau im März 2010“ und „Blognotiz zur Veranstaltung des Literaturhauses Stuttgart – Ukraine im Krieg

Blognotiz zur Veranstaltung des Literaturhauses Stuttgart – Ukraine im Krieg

Ich habe am vergangenen Montagabend (14.03.2022) per livestream an der Veranstaltung „Ukraine im Krieg“ des Literaturhauses Stuttgart teilgenommen. Es war eine sehr interessante und bewegende Veranstaltung. Die Veranstaltung wurde auch aufgezeichnet und man wird diese auch eine Zeitlang Nachhören und Nachsehen können[1]. Bewegende Statements von Christian Neef  und Karl Schlögel. Sehr viele interessante aber auch aufwühlende Texte und Diskussionen. Eine sehr gelungene Abendveranstaltung des Literaturhauses Stuttgart.  

Tanja Maljartschuk hat mich mit einer Aussage besonders beeindruckt, besonders zum Nachdenken angeregt. „Ich glaube der dritte Weltkrieg wird die Ukraine auch nicht retten[2]“.

Zweifelsohne hat Tanja Maljartschuk Recht. Aber ich stelle mir die Frage, wie man der Ukraine helfen kann, ohne in einen dritten Weltkrieg zu rutschen. Schwierige Frage, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Ein Baustein zur Beantwortung dieser Frage könnte die massive Verlagerung des Straßenverkehrs  also des Personenverkehrs und des Güterverkehrs auf die Schiene sein. Beim Güterverkehr ließe sich auch bestimmt einiges auf die Binnenschifffahrt verlegen. Das würde auch bei der bei der Bewältigung der Klimakrise helfen. Aber kurzfristig, wie ich es ja schon an ein paar Einzelbeispielen in meinem letzten Blogbeitrag darlegte, wird man das nur sehr schwer durchführen können, weil man in den letzten Jahrzehnten die Bahninfrastruktur so massiv abgebaut hat, dass bei der Bahn in der Fläche einfach die Kapazitäten hierfür fehlen. So ließe sich sehr viel russisches Öl einsparen – und man müsste auch nicht auf andere „despotische Ölquellen“ zurückgreifen. Wie gesagt, nur ein Baustein um der Ukraine zu helfen, der gleichzeitig aber auch hilft die klimaökologische Wende zu beschleunigen.

Den ukrainischen Schriftstellern kann man immerhin etwas helfen, indem man ihre Bücher kauft und liest!

Christophe  Neff, Grünstadt 15.03.2022


[1] Auf dieser Seite des Literaturhauses Stuttgart!

[2] Tanja Maljartschuk bei 2H15 des Livestreams