Blognotiz 19.09.2025: Spätsommer & Herbstfahrten durch die Frankenthaler Terrasse – Windenergielandschaften und Radiobegegnung mit Werner Herzogs „paysages intérieures“

Blick auf den Windpark Dirmstein-Groß-Kleinniedesheim-Heuchelheim, © Christophe Neff 19.09.2025

Ich fahre, wie so oft, nach Frankenthal an den Bahnhof, um jemanden aus der Familie abzuholen. Angesichts der „Kettenverspätungen“ der Bahn ist das Umsteigen in die Regionalbahn nach Grünstadt in Frankenthal ein richtiges Glücksspiel – und wenn man Pech hat, wartet man eben „ewig“ auf den nächsten Anschluss. Diesmal hole ich meine Schwägerin und ihren Ehemann ab. Sie leben eigentlich in einem französischsprachigen Land, wo die Züge in der Regel pünktlich sind. Diesmal kommen sie jedoch aus dem Norden, aus der Hansestadt Hamburg, und haben bereits mehr als zwei Stunden Verspätung, als ich ins Auto steige.

Im Radio läuft auf SWR Kultur die Sendung „Der Soldat des Kinos – Ehrenlöwe für Werner Herzog“, ein SWR-Kultur-Forum unter anderem mit Rüdiger Suchsland als Mitdiskutant[1]. Suchsland ist so etwas wie der „Monsieur Cinéma“ des Südwestrundfunks. Früher, in meiner Jugend, war das Herbert Spaich. In meiner Oberstufenzeit weckte mich das Radio – mein damaliger Lieblingssender SWF3 – mit den Filmtipps von Herbert Spaich oder mit Gisela Eberles Gesundheitsansprache „Guten Morgen – positiv sollen Sie den Tag beginnen“. Irgendwann begann ich dann auch aufzustehen und lief dann das „Steighäusle“ vom Sulgen hinab in die Talstadt zur Schule ins Gymnasium Schramberg um dort irgendwann nach Schulbeginn auch anzukommen. Das war noch die Zeit, als der kürzlich verstorbene Frank Laufenberg den „Popshop“ in SWF3 moderierte.

Ich war damals – wie auch später während meines Studiums – ein richtiger Cineast, ein Kinogänger, der ein- bis zweimal pro Woche ins Kino ging. Lange Zeit war Fitzcarraldo einer meiner Lieblingsfilme, vielleicht ist er es sogar immer noch. Für „Fitzcarraldo“ bin ich sogar mit dem Fahrrad von Schramberg nach Paris gefahren[2]. Das ist lange her, und im Kino war ich seitdem Abschluss des Studiums nur noch selten. Zuletzt sah ich Anselm – Das Rauschen der Zeit von Wim Wenders und viele Jahre zuvor Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht von Edgar Reitz, Film in dem Werner Herzog in einer Gastrolle den Alexander von Humboldt spielt.

In Grünstadt gibt es zwar einen sehr schönen Kinokomplex, „die Filmwelt Grünstadt“, doch meistens wird nichts gezeigt, das meinem Filmgeschmack entspricht. Filme in Originalfassung gibt es so gut wie nie. Im letzten Frühjahr hätte ich mir gerne das Original des brasilianischen oscarprämierten Films Ainda Estou Aqui (Für immer hier) angeschaut. Er wurde tatsächlich in einem Mainzer Kino gezeigt, doch die Komplikationen, die mit der „maladie de Mitterrand“ verbunden waren, verhinderten diese Kinofahrt nach Mainz. Kinofilme sehe ich mir meistens später im Fernsehen an – in den meisten Fällen auf Arte oder, wie zuletzt im ZDF, „An einem Tag im September“. Dieser Spielfilm berührt in gewisser Hinsicht meine eigene deutsch-französische Familiengeschichte[3].

Mein Fahrtweg ist gesäumt von Windkraftanlagen. Wegen der Komplikationen mit der „maladie de Mitterrand“ beschränkt sich mein aktueller räumlicher Radius auf Fahrten ans Klinikum Worms oder auf „familiäre Taxifahrten“ von oder zum Frankenthaler Hauptbahnhof. Die Landschaft, die ich durchquere, gehört laut der „Naturräumlichen Gliederung Deutschlands“ zur „Frankenthaler Terrasse“. Wie beim „Unterem Pfrimmhügelland“ gibt es auch hier keinen Wikipedia-Artikel über diesen Naturraum[4]. Die Funktionsweise eines Naturraums hat in Deutschland kaum noch gesellschaftliche Relevanz. Sonderbarerweise berufen sich die Proteste gegen den geplanten Windpark bei Dirmstein genau auf den Schutz des Naturraums zwischen Obersülzen und Dirmstein[5].

Das Windrad ist zum Symbol des Landschaftswandels, aber auch zum Symbol für „Nutzungskonflikte“ in der Landschaft Mitteleuropas geworden. Nicht umsonst ziert das Buchcover der Zweitauflage von „La théorie du paysage en France“von Alain Roger das Foto eines Windrads. Als ich mich vor Jahrzehnten auf der „Frankenthaler Terrasse“ in Richtung Grünstadt bewegte, konnte man nachts die hellerleuchtete amerikanische Raketenstellung auf dem Quirnheimer Berg sehen[6]. Die Raketenstellung ist verschwunden – nun leuchten dort nachts die Positionsleuchten der Windräder.

Blick auf Bockenheim und den Quirnheimer Berg mit Windkraftwerken, – dort befand sich im kalten Krieg die US-Raketenstellung, © Christophe Neff 19.09.2025

Meine Schwägerin bemerkt während der Autofahrt nach Frankenthal, dass sie das Gefühl habe, es gebe bei jeder Reise nach Grünstadt mehr Windräder. Sie wüchsen förmlich wie Pilze aus der Landschaft. Ich pflichte ihr bei und sage: „Ja, das Gefühl ist bestimmt nicht ganz falsch.“ Gleichzeitig weise ich darauf hin, dass man Energie nicht zum umweltpolitischen Nulltarif bekommt – und Energie verbrauchen wir alle. Doch meine Schwägerin hat nicht unrecht: Die Windräder sind längst zu einem markanten Landschaftelement geworden. Zwischen Grünstadt und Frankenthal sieht man sie überall – in der Nähe und in der Ferne. Man kann ihnen visuell kaum noch ausweichen.

Ich denke an Werner Herzog und versuche mir vorzustellen, wie ein Film von ihm über Windkraft und Windkraftlandschaften aussehen würde. Weltweite Windenergielandschaften aus Herzogs filmischer Erzählperspektive. Tatsächlich gibt es eine wissenschaftliche Arbeit über die Landschaften im Werk Werner Herzogs: „Les paysages intérieurs de Werner Herzog“, eine französische Abschlussarbeit von Manon Levet im Fach Kunstgeschichte, die man im „Halopenarchive“ finden und herunterladen kann. Dass diese Arbeit in Frankreich verfasst wurde, wundert mich nicht. Ich habe den Eindruck, dass Herzogs künstlerisches Werk dort erheblich mehr gewürdigt wird als in Deutschland.

In diesem Sommer gab es im „Le Monde“ eine lesenswerte Sommerserie über das Leben von Isabelle Adjani[7] – und darin war eine Episode dem Film „Nosferatu – Phantom der Nacht“ und den Dreharbeiten mit Werner Herzog und Klaus Kinski gewidmet. Auch in diesem Blog verfasste ich bereits einen Beitrag über einen Herzog-Film auf Französisch: „Souvenirs d’une soirée de samedi passé devant le petit écran : Au cœur des volcans, requiem pour Katia et Maurice Krafft, documentaire de Werner Herzog“. In Frankreich genießt Herzog doch ein anderes Renommee als in Deutschland. Ich glaube hierzulande ist er nur noch ein „Geheimtipp“ für eingefleischte Cineasten und Boomer. In der Generation meiner Kinder, oder auch bei meinen Studierenden, kennt ihn wohl kaum noch jemand.

Werner Herzog hat auch eine bemerkenswerte Autobiographie verfasst: „Jeder für sich und Gott gegen alle. Erinnerungen“. Als ich mit meiner Schwägerin und meinem Schwager an den Windrädern entlang durch die „Frankenthaler Terrasse“ nach Grünstadt fuhr, hatte ich gerade mit der Lektüre dieses Buches begonnen. Inzwischen weiß ich: Wer mehr über die „paysages intérieures“, also die inneren Landschaften Werner Herzogs, erfahren möchte – und darüber hinaus ein vollständiges Werkverzeichnis (Filmographie, Operninszenierungen) sucht –, der sollte dieses Buch lesen. Ich erlaube mir daraus die letzten Sätze zu zitieren „An ihrem Fuß ist sie achtundzwanzig Meter dick und aus besonders gehärtetem Stahlbeton gegossen. Dieser untere Teil stünde noch mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, majestätisch, ohne etwas verkünden zu können, keine Botschaft an niemanden. Dort am Fuß der glatten Betonwand, gäbe es kristallklares Sickerwasser aus den Felsen zur Seite, aufgesucht von Rudeln von Hirschen, als wäre (Herzog, Werner: 2022, p. 329)“

Quellen und Bibliographie:

  • Herzog, Werner (2022): „Jeder für sich und Gott gegen alle. Erinnerungen“. München, 5. Auflage 2022, © Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, ISBN 978-3-446-27561-4.
  • Levet, Manon (2016): „Les paysages intérieurs de Werner Herzog“. Art et histoire de l’art. HAL Id: dumas-01438354
  • Roger, Alain (Hrsg.) (2009): „La théorie du paysage en France : 1974–1994“ (Réédition). Seyssel: Champ Vallon, ISBN 978-2-87673-508-8.

Nachwort zur Texterstellung

Den vorliegenden Text entwarf ich am 28.08.2025 bei der familiären Taxifahrt Grünstadt- Frankenthal HBF- Grünstadt im Auto und speicherte es als Gedächtnisprotokoll ab. Die Niederschrift fand dann im Laufe des Septembers statt. Photos von den Windrädern des Windpark „Dirmstein-Groß-Kleinniedesheim-Heuchelheim“ sind auch in den Beiträgen „Wintersonnenwende 2024“ und „Blognotice 11.01.2022 : les liens perdus du blog paysages“ zu finden. Man kann die Windräder dieses „Windparkes“ von erhöhten Standorten in Grünstadt sehr gut sehen. Tatsächlich bin ich die „Wegstrecke“ Grünstadt – Frankenthal HBF – Grünstadt so oft gefahren, dass ich fast jeden Baum und Busch am Wegerand dort kenne. Die gartenflüchtige Pallisadenwolfsmilch (Euphorbia characias)[8] am Straßenrand in Dirmstein, der Mandelbaum in Obersülzen auf dem die Halsbandsittiche sich verpflegen und rasten[9], den Paradiesvogelbaum in Dirmstein der im Spätsommer & Herbst blüht[10].

Photo: © Christophe Neff 19.09.2025

Christophe Neff, Grünstadt August/September 2025


[1] Siehe : „ Der Soldat des Kinos – Ehrenlöwe für Werner Herzog, Karsten Umlauf diskutiert mit Dr. Kristina Jaspers, Kuratorin, Deutsche Kinemathek Berlin, Rüdiger Suchsland, Filmkritiker Prof. Dr. Marcus Stiglegger, Filmwissenschaftler. Forum, Sendung vom 28.08.2025

[2] Siehe u.a.  « De Schramberg à Paris en vélo – souvenirs de ma première rencontre avec « Notre – Dame de Paris » sowie « Mit Thomas E. Schmidt die Bundesrepublik der Babyboomer bereisen »

[3] Siehe u.a. „Ein persönlicher Rückblick auf sechzig Jahre Élysée-Vertrag“und « Blognotice 22.01.2013: pensées personnelles franco-allemandes sur le cinquantième anniversaire du Traité de l’Elysée »

[4] Siehe u.a. „Das Pfrimmhügelland: Von Weinbergen, Windrädern und Bauernkriegen: Eine Landschaft im Wandel – eine persönliche Blognotiz

[5] Zum geplanten Windpark Dirmstein siehe u.a. „Windpark Dirmstein – Ein Projekt von BayWa r.e.“ (Webpräsenz des Projektbetreibers)

[6] « Launching Area Quirnheim » dazu u.a. mehr in „Quirnheim – ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland“ in Webpräsenz Atomwaffen  A – Z.

[7] Le Monde « Séries d’été, Isabelle Adjani, célèbre inconnue – Malgré ses quarante-cinq films, ses quinze pièces de théâtre et ses cinq Césars, la star du cinéma français reste une énigme. » Samuel Blumenfeld, August 2025.

[8] Siehe Inaturalist Beobachtung 276494790

[9] Siehe Inaturalist Beobachtung 315026479

[10] Siehe Inaturalist Beobachtung 314994187

Blognotiz 31.07.2025: der Juli geht zu Ende und die Mauersegler sind schon fortgezogen

Der Juli geht zu Ende. Die Mauersegler haben Grünstadt auch schon verlassen. Ich beobachte die Segler schon seit Coronazeiten, nicht nur die Mauersegler, sondern alle Vögel die über dem Stadthimmel von Grünstadt die ich eindeutig erkennen kann. Aber die Präsenz der Mauersegler in Grünstadt verleitete mich dazu, eine Art täglicher Vogelliste zu führen. Ich führe sie noch heute und weiß daher recht genau, in welchem Zeitraum die Mauersegler den Grünstadter Himmel bevölkern. Aus meinem Interesse an den „Seglern“ habe ich mir in dieser „Mauerseglersaison“ das schöne und auch sehr informative Buch „Mauer- und Alpensegler“ von Alfred Engler gekauft[1]. Die letzten Mauersegler im Grünstadter Stadthimmel in diesem Jahr 2025 habe ich dann auch am Montag den 29.07.2025 beobachtet. Wahrscheinlich wird man in diesem Jahr hier in Grünstadt keine Mauersegler mehr sehen.

Den Fortgang der Jahreszeiten kann ich auch auf meinen regelmäßigen Fahrten ins Klinikum Worms beobachten. Die Maladie de Mitterrand[2] und die ganzen Komplikationen, die sich aus der Behandlung dieser Krankheit ergeben, bedingen es, dass ich regelmäßig dorthin ins Klinikum fahre. Mit dem Auto kann man die Strecke bequem „erledigen“, wenn sein muss auch mehrmals am Tag. Meistens fahre ich über Pfeddersheim durchs Pfrimmtal, manchmal auch „außenherum“ über Flörsheim-Dalsheim. Wenn ich eine „GoPro“-Kamera hätte, könnte ich eine jahreszeitliche Videolandschaftsanalyse über meine Wegstrecken von Grünstadt ins Wormes Klinikum vice versa machen. Jetzt ist der Hochsommer da, die Mähdrescher sind schon gefahren, und die Getreidefelder sind abgeerntet. In Pfeddersheim gibt es auch die Pfeddersheimer Bluthohl, also die Straße nach Mörstadt. So könnte ich auch mal fahren. Vor 500 Jahren tobte hier im Juni 1525 im Bauernkrieg die Schlacht bei Pfeddersheim. Aber der Bauernkrieg ist schon längst aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. In der Schlacht von Pfeddersheim sind wohl soviele Menschen zu Tode gekommen, dass das Blut der Gefallenenen die Straße nach Mörstadt mit Blut füllte, – daher kommt wohl der überlieferte Name „Pfeddersheimer Bluthohl“.

Ich könnte auch mit dem Zug fahren. Aber das wäre ein erheblich zeitintensiverer Vorgang. Umsteigen in Bahnhof Monsheim und vom Bahnhof mit dem Bus ans Klinikum. Zweimalige ambulante Termine am Tag sind nur so schwer machbar – bzw. man muss den Tag dann am Klinikum Worms verbringen. Früher gab es auch in Worms mal eine Straßenbahn, sowie es auch einmal eine direkte Bahnverbindung Grünstadt – Worms gab. Mit etwas Phantasie könnte man sich vorstellen, dass man in Worms wieder ein modernes Straßenbahnnetz kreiert und diese neue Wormser Straßenbahn auch ans Klinikum fahren lässt. Die stillgelegte Bahnstrecke nach Grünstadt könnte man auch wieder reaktivieren und einen „Tram-Train“ nach Karlsruher Modell von Grünstadt in die Wormser Innenstadt und ans Klinikum fahren lassen. Das ließe sich auch mit anderen Destinationen verwirklichen. Aber das wird natürlich nie kommen, genauso wie die „Flomersheimer Kurve“, die Direktzüge ohne Umsetzen des Zuges in Frankenthal von Grünstadt nach Ludwigshafen oder Mannheim erlauben würde, wahrscheinlich nie kommen wird[3]. Ohne Umsetzmanöver (Fahrtrichtungswechsel) in Frankenthal wären direkte Eisenbahnverbindung von Grünstadt nach Mannheim in ca. 40 Minuten durchaus machbar. Nur leider fehlt der politische Wille das auch umzusetzen !

Soweit ich irgendwann wieder meine Arbeit am KIT aufnehmen kann, werde ich wohl wieder mit dem Auto fahren müssen. Und schon vor der Diagnose der Mitterrandschen Krankheit im Winter 2024 fielen mir die Autofahrten zum KIT immer schwerer. Die Verkehrsdichte hat auf dem südwestdeutschen Strassennetz in den letzten so erheblich zugenommen.  Und dann gibt es ja noch die Zellertalbahn, deren Reaktivierung von Jahr zu Jahr verschoben wird[4]. Wenn dann, wie geplant, im Jahre 2028 die Bahnstrecke Mannheim – Saarbrücken wegen der „Generalsanierung“ fünf Monate voll gesperrt wird, könnte man die wieder reaktivierte Zellertalbahn sehr gut als Ausweichstrecke für die gesperrte Bahnstrecke Mannheim – Saarbrücken nutzen. Aber das scheint sowieso niemanden zu interessieren.

Und überhaupt haben wir nach der Hitzeperiode Ende Juni/Anfang Juli – eine Hitzeperiode, die ich im Artikel „Mittwoch, 02.07.2025: ‚Canicule‘ Grünstadt – Sausenheim 16:00 Uhr 38,1 Grad“ thematisierte – wieder einen ganz normalen, sehr niederschlagsreichen mitteleuropäischen Sommer, wie er in meiner Kindheit und Jugend durchaus normal war. Damit sind die Herausforderungen, die uns durch den Klimawandel drohen, fürs Erste für einige Zeit schlichtweg vergessen. Mehr Verkehr von der Straße auf die Bahn bzw. das Binnenschiff zu bringen, das nannte man „klimaökologische Verkehrswende“, und das wollte man vor Urzeiten, als die berühmte Ampel noch regierte, in Bewegung bringen. Übrig geblieben aus diesen Zeiten ist davon das „Deutschlandticket“ – aber das wird wahrscheinlich auch bald das Opfer von alternativlosen Spar- und Budgetzwängen werden.

Was mich in diesen letzten Juliwochen auch sehr beschäftigt hat, ist die Lage in Gaza. Die Bilder aus Gaza erinnern mich an die Bilder aus dem Biafrakrieg in meiner Kindheit. Ich habe darüber in den letzten Tagen zwei Blogbeiträge auf Französisch verfasst: „Ces images insoutenables qui me rappellent les souvenirs des enfants du Biafra“ und „Blognotice 30.07.2025: et encore les souvenirs du Biafra se mêlent aux images de la famine à Gaza“. Ich hatte mir erst überlegt, das auch noch ins Deutsche oder ins Englische zu übersetzen, aber inzwischen denke ich, dass DeepL – oder auch Le Chat AI von Mistral – so gute Übersetzungen liefert, dass ich mir das auch sparen kann. Diejenigen die sich für den Inhalt der Artikel interessieren und deren Französischkenntnisse nicht für die Lektüre dieser Artikel ausreicht die werden dann einfach diese KI unterstützten Übersetzungstool nüzten.

Heute veröffentlichte der ehemalige französische Premierminister Dominique de Villepin in der Tageszeitung Le Monde einen aufrüttelnden Aufruf: „Dominique de Villepin: ‚Nous avons le devoir moral absolu de nous opposer à cette folie meurtrière à Gaza‘“[5]. Man wünschte sich, dass dessen Appell auch in Deutschland gelesen und wahrgenommen wird. Als Abonnent der Wochenzeitung Die Zeit würde ich mir wünschen, dass „Die Zeit“ den Text von Dominique de Villepin übersetzt und publiziert.

Abschließend noch: Aus dem Zimmer in Grünstadt, in dem ich gerade meinen Blogbeitrag schreibe, kann man nicht nur „Vögel“ über dem Stadthimmel von Grünstadt beobachten, sondern, wenn man ein Fernglas benutzt, auch ganz deutlich den Wormser Dom sehen.

Bibliographie:

Engeler, Alfred (2025): Mauer – und Alpensegler. Flugakrobaten ohne Grenzen. Bern, © 2025, Haupt Verlag Bern, ISBN 978-3-258-08410-7

Christophe Neff, Grünstadt, 31.07.2025


[1] Über die Mauersegler und andere Segler wie z.b. Fahlsegler berichtet ich auch im Paysagesblog schon mehrfach wie z.B. in „Blognotice 18.08.2024: de retour à Grünstadt“ und „Blognotice 20.10.2024 : Port Leucate octobre 2024

[2] Siehe auch „Cahiers de maladie (Cancer de la prostate) »

[3] Siehe hierzu „Freitag 10 November 2023: Klimakleber vor dem KIT“.

[4] Zur Zellertalbahn in diesem Blog siehe auch „ Blognotice 17.03.2017: Il y avait une fois un train direct Worms – Paris via la Zellertalbahn“.

[5] Dominique de Villepin : « Nous avons le devoir moral absolu de nous opposer à cette folie meurtrière à Gaza »  – « Pour l’ancien premier ministre, se taire face à l’horreur de la situation dans l’enclave palestinienne n’est plus possible, le silence serait une forme de complicité. Chacun a le devoir d’agir et de nommer le crime en cours, affirme-t-il dans une tribune au « Monde ». Le Monde, 31.07.2025. Auch auf Englisch verfügbar « Dominique de Villepin: ‚We have an absolute moral duty to oppose this murderous madness in Gaza‚”

Mittwoch 02.07.2025: „Canicule“ Grünstadt – Sausenheim 16:00 Uhr 38.1 Grad

Screenshot der Wetterstation Grünstadt – Sausenheim vom 02.07.2025

Solche Temperaturen wie sie am Mittwoch 02.07.2025 in der Agrarmeteorologische Station Grünstadt Sausenheim gemessen wurden, um 16:00 Uhr 38.1 Grad  habe ich in Mitteleuropa nur selten erlebt. Wobei in der von der Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz betrieben Wetterstation schon höhere Temperaturen gemessen wurden. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich hier in Grünstadt noch nie so hohe Temperaturen erlebt hatte und wir wohnen schon seit Frühsommer 1999 in Grünstadt. Am 26.08.2016 wurden hier in Grünstadt-Sausenheim 40,6 Grad gemessen. In beiliegender Tabelle habe ich die Temperaturmaxima der letzten zehn Jahre der besagten Wetterstation sowie die Anzahl der Hitzetage, also der Tage über 30 Grad eingetragen.

JahrTemperaturDatumHT
2025[1]38,102.07.202511
202434,913.08.202418
202335,409.07.202318
202237,304.08.202230
202124,718.06.20217
202035,509.08.202017
201938,425.07.201925
201835,431.07.201827
201734,719.07.201716
201640,626.08.201621
20153907.08.201529

T.1 Jahrestemperaturhöchstwerte und Anzahl der Hitzetage der Klimastation „Grünstadt-Sausemheim“ (Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz )zwischen 2015 und 5 Juli 2025.

Ich bin zwar kein Klimatologe, aber man wird schon sagen können, dass Grünstadt und die Unterhaardt, wohl durchaus zu den Regionen in Deutschland gehört, in denen überaus hohe Sommertemperaturen erreicht werden, Temperaturen die durchaus denen im Mittelmeerraum ähneln. Weshalb ich diese vergangen Hitzeperiode Ende Juni/Anfang Juli als so belastend empfunden habe, weiß ich nicht so genau. Vielleicht liegt es am Alter, vielleicht auch an den mit der „Maladie de Mitterrand“ einhergehenden Komplikationen[2]. Solche Hitzeperioden kannte ich natürlich schon aus dem mediterranen Südfrankreich oder auch aus meinen „années Tunisiennes“ also meiner beruflicher Tätigkeit in Tunesien[3]. Rückblickend muss ich sagen, dass abgesehen davon, dass ich diese Hitzeperioden erheblich besser wegsteckte, bzw. ich früher dieses „trockene“ Hitze sogar richtig mochte, – das lag bestimmt auch daran, dass ich wesentlich jünger war. Aber das alltägliche Leben war dort in Südfrankreich rund um Nîmes auch der Hitze angepasst, die Wohngebäude auch ohne Klimaanlagen im Sommer kühl.  Das Landleben im Hochsommer rund um das kleine Dorf Aubord in der Ebene der Vistrenque südwestlich von Nîmes in der meine Großeltern lebten, spielte sich in den frühen Morgenstunden ab[4]. Die  Feldarbeit begann mit dem Sonnenaufgang und dauert bis in die Mittagsstunden danach war erst mal „Sieste“ – die Mittagsruhe. Danach wachte das Leben erst in den wieder Abendstunden auf. Selbst in der Großstadt „Nîmes“ waren im Hochsommer die Straßen und Plätze in den 1970er und auch in den 1980er Jahren fast menschenleer. Doch die Landarbeit in Südfrankreich rund um Nîmes hat sich auch gewandelt, wie unlängst eine Reportage von „  Agathe Beaudouin“ im Le Monde „Dans le Gard, les ouvriers agricoles face à la canicule : « Plus il fait chaud, plus il faut ramasser les fruits[5] » zeigte, – nur an besonders heißen Tagen wird nur bis 14 Uhr 30 gearbeitet. Und der Großteil der Erntearbeiter kommt aus dem Ausland, hauptsächlich aus Ecuador und Kolumbien. Weiterhin besaßen meine Großeltern ja auch eine Ferienwohnung in der von Georges Candilis in den 1960er Jahren entworfenen Ferienanlage Port Leucate. Sie hatten sich diese Ferienwohnung als sie in Eckbolsheim wohnten als „Sommerfrische“ in den 1960er Jahren gekauft um der Sommerschwüle im Großraum Strasbourg zu entkommen[6]. Und tatsächlich war die Griffouliere[7] so verschattet gebaut, dass es auch im Hochsommer immer angenehm kühl war. Und soweit es Port Leucate betrifft, waren die Tageshöchsttemperaturen bei der diesjährigen „Canicule“ an der Klimastation von Meteo France[8] auf dem Cap Leucate doch erheblich geringer als die in Wetterstation Grünstadt Sausenheim gemessenen Temperaturwerte.

Der Klimawandel wird uns hier auch hier in Mitteleuropa vor gewaltige Herausforderungen stellen. Vor der Gefahr zunehmender Waldbrände durch den Klimawandel warne ich ja schon seit Jahrzehnten. Aber was mir selbst bis vor einigen Jahren nicht so richtig klar war ist, dass unsere Gebäude, Schulen, Altenheim, Krankenhäuser nicht für solche hohen Temperaturen ausgelegt sind. So frage ich mich, ob man bei der Modernisierung des Kreiskrankenhaus Grünstadt an den Klimawandel, den Anstieg der Temperaturen im Sommer, den Hitzeschutz mitbedacht hat [9] ? Die durch den Klimawandel häufiger werdenden Hitzewellen werden die Frage des Hitzeschutzes und auch der Notwendigkeit von Klimanlagen in Krankenhäusern, Altenheimen und Schulen neu diskutiert werden müssen. Canicule ist übrigens das französische Wort für Hitzewelle. In Frankreich werden die Hitzewellen seit 1947 inventarisiert, – die Hitzewelle die Grünstadt die 38.1 Grad bescherte war übrigens die fünfzigste  seit 1947 in Frankreich[10].  Soweit ich informiert bin fehlt so eine Statistik für Deutschland.

Aus der französischen Statistik lässt sich entnehmen, dass die Frequenz, die Dauer und die Intensität der „Canicule“ immer mehr zunimmt[11]. Ich gehe mal davon aus, dass das in Deutschland ähnlich sein wird, auch wenn ich dazu so nichts finden konnte, außer der kleinen DWD-Notiz „Markante Hitzewellen seit 1950“ aus dem Jahr 2017. Sehr informativ fand ich in diesem Zusammenhang den Aufsatz von Claudia Winklmayr et al „Heat in Germany: Health risks and preventive measure[12] aus dem Jahr 2023.

Die Herausforderungen, die der Klimawandel für Mitteleuropas mit sich bringt gehen weit über den Hochwasserschutz oder die Erhöhung „Waldbrandrisiken“ mit denen ich mich auch beruflich befasst habe  hinaus[13],[14]. Im letzten Jahr betreute ich beispielsweise eine Abschlussarbeit über die Einsatzmöglichkeiten von amphibischen Löschflugzeugen zur Waldbrandbekämpfung in Baden-Württemberg[15]. Mir scheint, dass vor allem die Risiken für Daseinsvorsorge und Gesundheit in Deutschland noch nicht richtig zur Kenntnis genommen werden. Und überhaupt scheinen die Risiken, die der Klimawandel für Deutschlands Zukunft bergen bei der aktuellen Bundesregierung kaum präsent zu sein, – sie werden förmlich in den Hintergrund gedrängt. Das ist wirklich besorgniserregend! Wie ich es schon im Beitrag „Klimakleber vor dem KIT“ im November 2023 schrieb – dass ich jemals mit der Bahn ans KIT pendeln werde – erschien schon damals utopisch – jetzt mit der neuen Bundesregierung wird es quasi unmöglich gemacht. Eine klimagerechte Verkehrs- & Energiepolitik scheint mit dieser Bundesregierung in weite Ferne gerückt[16]. Das Wort „Klimaresilienz“ scheint für die aktuelle Bundesregierung ein unbekanntes Fremdwort zu sein[17]. Man wird sich an Hitzeperioden, Waldbrandgeruch in der Luft, Hochwasserszenarien gewöhnen müssen. Und letztlich wird man auch nicht darum herum kommen Klimaanalagen in Krankenhäuser[18], Schulen und Altenheimen einzubauen. Und zwar unabhängig davon wer gerade den Kanzler stellt,  welche Parteien die Bundesregierung stellen.

Christophe Neff, Grünstadt im  Juli 2025

P.S. 06.07.2025 20:15 : Auch wenn ich die Radiosendung „Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit aus? – Extremes Wetter, wie beispielsweise eine Hitzewelle, wirkt sich auf die Gesundheit des Menschen aus. Alina Herrmann untersucht gesundheitliche Folgen und Präventionsmaßnahmen.“ auf SWR-Kultur erst nach dem Erstellen dieses Blogbeitrages gehört habe, denke ich, dass diese Radiosendung den von mir verfassten Text sehr gut ergänzt.


[1] Werte 2025 bis einschließlich Freitag, 04.07.2025.

[2] Maladie de Mitterand = in Frankreich zumindest in der „Generation Mitterrand“ gängige Bezeichnung für Prostatakrebs, siehe u.a. „Wintersonnenwende 2024“ und „Cahiers de maladie (Cancer de la prostate)“.

[3] Siehe u.a « Impressions du « Deuxième Symposium International de l’AGT : « Territoires, Changements globaux et Développement Durable», 12-17 novembre 2018, Hammamet –Tunisie » » und « Les belles de Tunis sont en deuil » sowie « Villa Jasmin – quelques pensées personnelles en vagabondant sur le téléfilm de Férid Boughedir ».

[4] Die Bedeutung vom Sommerreisen zu den französischen Großeltern für Menschen mit deutsch-französischem Hintergrund ist sehr schön dargestellt in Nils Minkmar’s Blogbeitrag „Die große Pause“.

[5] Siehe Agathe Beaudouin « Dans le Gard, les ouvriers agricoles face à la canicule : « Plus il fait chaud, plus il faut ramasser les fruits  – Dans le département du sud de la France, en vigilance orange ce week-end, la récolte des fruits bat son plein. Les journées commencent le plus tôt possible pour éviter la chaleur, mais le travail reste harassant. », Le Monde, 29.06.2025.

[6] Siehe u.a. „Se ressourcer – auftanken, – über versteckte Orte in der Zeit vom 14. Juli 2022 – und andere Ferne und Nahe „Aufladestationen““.

[7] Wohnviertel in Port Leucate, – mit dem Kyklos, den Clapotis einer der ersten Ferienwohnanlagen von Port Leucate.

[8] Die Messwerte der Meteo-France Klimastation „Cap Leucate“ lassen sich hier auf dem Site von Infoclimat einsehen.

[9] Siehe u.a.:  Christopher Lennart Vogel „Krankenhaus-Sanierung: Kreistag gibt grünes Licht – Das Kreiskrankenhaus Grünstadt soll umfassend modernisiert werden. Der Kreistag hat der Planung am Montag zugestimmt. Wird so die Gesundheitsversorgung im Landkreis gesichert?“. Die Rheinpfalz, 27. Mai 2025.

[10] Siehe auch « Canicule : 84 départements en vigilance orange, l’« épisode caniculaire intense » s’étend sur toute la France. Les températures pourront dépasser localement les 40 °C durant cette vague de chaleur. Son « paroxysme » est attendu en milieu de semaine, avec « des minimales très élevées, comprises entre 20 °C et 24 °C », dit Météo-France. », Le Monde, 30.6.2025.

[11] Siehe u.a. « Changement climatique : quel impact sur les vagues de chaleur ? », Meteofrance 15.06.2025

[12] Winkelmayer, C. et al. (2023): Heat in Germany: Health risks and preventive measures. Journal of Health Monitoring · 2023 8(S4), DOI 10.25646/11651 , Robert Koch Institute, Berlin

[13] Hieranbei die ersten Blogartikel von Paysages zum Zusammenhang von Klimawandel und Zunahme von Waldbrandrisiken „Feux de forêts et lectures de paysages méditerranéens: (Écologie et biogéographie des forêts du bassin méditerranéen ; The Nature of Mediterranean Europe – an Ecological History ; Le feu dans la nature – mythes et réalité)”, « 1949 – l‘incendie meurtrier dans la Forêt des Landes », « The Fatal Forest Fire – remembering the “1949 Mega fire” in the „Forêt des Landes” (South West France) ».

[14] So setzte ich mich schon seit „Jahrzehnten“ für den Einsatz von amphibischen Löschflugzeugen zur Waldbrandbekämpfung in Deutschland ein. Siehe u.a. „Neff, C. (2010): Waldbrände in Mitteleuropa – Bestandsaufnahme und Zukunftsszenarien. Was kommt auf die Feuerwehren im Lkr. Rottweil zu? (DOI: 10.5445/IR/1000149170, KITopen) , „Sommer 2015 – zur Waldbrandgefahrenlage in der Raumschaft Schramberg (17.08.2015)“ sowie das Interview „Drohen uns Waldbrände, die Pfälzer Siedlungen verschlingen?“ vom 28.06.2022 in der Rheinpfalz.

[15] Vgl. Volk, Steffen (2024): Einsatzpotentiale von amphibischen Löschflugzeugen in Baden-Württemberg. Bachelorarbeit, Bachelor of Education, Geographie, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), (Betreuung Dr. C. Neff & Dr. C. Mager KIT-IFGG), DOI: 10.5445/IR/1000185792 (KITopen).

[16] Hierzu auch der Spiegel Kolumnist Christian Stöcker : „Die Welt verändert sich gerade in wachsendem Tempo, und zwar in beängstigender und rettender Weise gleichzeitig. Eine Bundesregierung, die beides aktiv ignoriert und auf die Technik von vorgestern setzt, tut auch der deutschen Wirtschaft keinen Gefallen. Sie legt die Weichen für den Zug Deutschland um in Richtung Abstellgleis.“ „Energiepolitik unter Friedrich Merz Schwarz-rot regiert für eine Parallelrealität“, der Spiegel, 06.07.2025.

[17] Siehe hierzu: Petra Pinzler & Bernd Ulrich „Wie ausgestorben Die Regierung schreibt die Umwelt- und Klimapolitik ab. Sie schadet damit der Bevölkerung – und sich selbst.“ Die Zeit, Nr. 28/2025, Aktualisiert am 5. Juli 2025.

[18] Siehe hierzu auch:  Philipp Kollenbroich „Hitzeschutz Warum sind deutsche Intensivstationen nicht klimatisiert? Hitze wird häufiger und intensiver. Räume zu kühlen, könnte Leben retten. Doch die Technik wird in Deutschland geschmäht.“ Der Spiegel, 32/2024, 03.08.2024.

Blognotiz 27.04.2025: Ostern 2025 „Mulier, quid ploras? – Frau warum weinst du ?“

vor der österlichen ökumenischen Auferstehungsfeier, Grünstadt, © Christophe Neff 20.04.2025

Am Ostersonntag lief ich in aller Früh, wie so oft an Ostersonntagen, auf den Grünstadter Friedhof um an der österlichen Ökumenischen Auferstehungsfeier teilzunehmen[1].  In diesem Jahr wurde die Feier vom evangelischen Pfarrer Andreas Funke und dem katholischen Pfarrer Benno Riether durchgeführt. Während des kleinen Spazierganges von zuhause zum Grünstadter Friedhof, lauschte ich dem morgendlichen Vogelkonzert. Man konnte einen Kuckuck hören, – ein paar Halsbandsittiche kreischten aufgeregt in den Morgenhimmel, und in der Ferne war das Klopfen eines Spechtes zu vernehmen. Seit Corona führe ich ein „Vogeltagebuch“ – und ich frage mich, wann in diesem Jahr die ersten Mauersegler am Grünstadter Stadthimmel auftauchen werden und ihre Runden über den Dächern und Gassen der Stadt Grünstadt drehen. Im letzten Jahr konnte ich schon am 16. April den ersten Mauersegler sehen. Dauerhaft zu sehen waren die schwarzen Segler erst ab dem vierten Mai 2024. In Regel ziehen sie dann Ende Juli/Anfang August in den Süden[2]. Ansonsten war es ein stiller Morgen – kein Autolärm auf dem Westring, fast schon österliche Stillte, – auch das Rauschen der Autobahn war nicht vernehmbar. Ich dachte an den Papst Franziskus und sein Engagement für die christliche Gemeinde in Gaza. Später als ich nach der „Osterfeier“ nach Hause kam las ich dann im Spiegel den beeindruckenden Artikel „ Wie der Papst den Christen von Gaza Mut zuspricht “.  Einen Tag später ist der Papst Franziskus dann verstorben. Aber das wusste man ja am Ostersonntag noch nicht.

Ich fragte mich, ob soweit es Christus überhaupt gibt, – ob er der christlichen Gemeinde in Gaza beisteht, ob er den israelischen Geiseln, die seit über 2 Jahren in den Folterkellern der Hamas, fast vergessen von der Welt vor sich hin vegetieren, die Hand hält, und ob er bei den Opfern des furchtbaren Bürgerkrieges im Sudan ist, den Opfern der täglichen russischen Bombenangriffen in der Ukraine zuhört,  –  oder ist der Schrei „Et hora nona exclamavit Jesus voce magna, dicens: Eloi, eloi, lamma sabacthani? quod est interpretatum: Deus meus, Deus meus, ut quid dereliquisti me? (Marcus Caput 15)” einfach 2000 Jahre ungehört geblieben[3]. Aber an Ostern feiert die Christenheit die Auferstehung Christi, – das Vogelkonzert vertreibt meine düsteren Gedanken und ich bin sehr überrascht über den großen Andrang zum ökumenischen Auferstehungsgottesdienst. In den letzten Jahren waren da erheblich weniger Menschen, die gemeinsam die Auferstehung des „Heiland“ feierten. In den letzten Jahren war auch das Wetter an Ostersonntagen erheblich schlechter, – letztes Jahr regnete es in Strömen, – und da waren doch erheblichen weniger „Zuhörer“. Es ist ein schöner Morgen und die Vögel singen. Pfarrer Riether erzählt aus seiner Heimat Maximiliansau und dem benachbarten Frankreich. Dort im Elsass – grüßt man sich an Ostern mit „enchanté“,  – und ich denke an die Osterfeiertage, die ich als Kleinkind im Elsass und später im mediterranen Südfrankreich verbrachte. Ich habe darüber vielen Jahren einmal einen Beitrag namensLes cloches de Pâques introuvables sur Wikipedia.fr (24.4.2011)verfasst, – Artikel der auch bis heute vor den Osterfeiertagen in der frankophonen Welt viel gelesen wird. Das mag auch daran liegen, dass es bis zum heutigen Tag keinen Artikel in der französischsprachigen Wikipedia über die „Cloches de Pâques“ gibt.  Das Läuten der Kirchenglocken an Ostersonntag kündigt in der francophonen Welt die Auferstehung Christi an und bringt für die Kinder ein paar Ostergeschenke. Den Osterhasen gab es früher in meiner Kindheit in Frankreich nur im Elsass. Ansonsten waren es eben die „Cloches de Pâques“ welche die frohe Botschaft der Auferstehung Christi in die Familien brachten.

Pfarrer Funke predigte über die „Erscheinung vor Maria von Magdala“ im Johannes Evangelium. Pfarrer Funke ist ein begnadeter „Prédicateur“ ! Er ist nicht nur bibelfest, was man ja eigentlich von jedem Pfarrer erwarten dürfte, – er lebt quasi in der Bibel – und baut „Schottergärten“, den Ruf des Kuckucks, das Klopfen des Spechtes im Stadtpark in seine „Predigt“ ein. Das kann man nur, wenn man in der Bibel lebt.  Gebannt lausche ich dem Vogelkonzert, den Worten von Pfarrer Funke und frage mich wie eigentlich Gärtner auf Latein heißen mag,  – irgendetwas mit „Hortus“ der Garten.  Aber ich komme nicht darauf. Später zuhause habe ich die Stelle in der Vulgata nachgelesen.

15. Dicit ei Jesus: Mulier, quid ploras? quem quæris? Illa existimans quia hortulanus esset, dicit ei: Domine, si tu sustulisti eum, dicito mihi ubi posuisti eum: et ego eum tollam.

16. Dicit ei Jesus: Maria. Conversa illa, dicit ei: Rabboni (quod dicitur Magister). (Evangelium secundum Joannem, 20)

Hortulanus war das gesuchte Wort, welches mir an der Auferstehungsfeier am Ostermorgen  nicht einfallen wollte. Alles in allem war es eine schöne ökumenische Auferstehungsfeier der ich am frühen Morgen des Ostersonntages 2025 beiwohnen durfte. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt.

Am nächsten Tag, dem Ostermontag 2025, erfährt die Welt von Tod des Papstes Franziskus. Ein paar Tage danach kann man in der Druckversion der Zeit die Schlagzeile lesen „der letzte Linke?“.  Danach folgt der Artikel „Was bleibt“ des Chefredakteurs der Zeit Giovanne di Lorenzo. Ich bin wirklich überrascht wie viel Medienresonanz der Tod des Papst Franziskus in den deutschen Medien erhielt und erhält. Das hatte ich so nicht erwartet. Aber das wäre alles einen eigenen Blogbeitrag wert. Für mich, der eigentlich wenig bis nichts von einem Papst erwartet, – bleibt der Eindruck eines Menschen der versucht  hat die katholische Kirche wieder etwas an ihre Ursprünge im Urchristentum zurückzuführen, – an die Seite der Ausgeschlossenen, der Armen, der Entrechteten und Unglücklichen. Vielleicht ist es das Bild, bzw. die Erinnerung daran, – als der Papst auf Lampedusa im Jahre 2013 die Abkehr von einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ forderte[4], – das ist vielleicht die Erinnerung die mir von „Jorge Mario Bergoglio“ bleibt. Aber vielleicht bin ich für solche Dinge auch besonders empfänglich, – man braucht hierzu nur einen meiner ersten Blogbeiträge „Villa Jasmin – quelques pensées personnelles en vagabondant sur le téléfilm de Férid Boughedir“ in paysages zu lesen.

Immerhin hat der Medienrummel um den Tod von Papst Franziskus dazu geführt, dass ich dachte, dass ich nach über vierzig Jahre mal wieder Rom besuchen sollte. Oder wenn es mir nicht gelänge in nächster Zeit nach Rom zu reisen, dann endlich mal das Buch „der Sinn des Lebens“ von Manfred Lütz, welches ich mir schon vor einiger Zeit für meine digitale Bibliothek angeschafft habe, zu lesen! Rom, lässt sich ja heute zu Tage von Mannheim aus, bequem in einer Tagesreise mit dem Zug erreichen.

Bibliographie:

Lütz, Manfred (2024): Der Sinn des Lebens. Mit einem Geleitwort von Elke Heidenreich. München, 2024    Copyright © 2024 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, ISBN 978-3-641-30693-9

Photo: © Christophe Neff 20.04.2025

Christophe Neff, April/Ostern 2025


[1] Siehe u.a  „Blognotiz : Palmsonntag 13.04.2025“ .

[2] Siehe u.a. « Blognotice 18.08.2024: de retour à Grünstadt – et les martinets se sont déjà envolés vers le Sud »

[3] Siehe u.a « Pensées pascales 2024 : Eloi, eloi, lamma sabacthani? »

[4] Siehe hierzu „Dramatischer Appell auf Lampedusa Papst fordert mehr Solidarität mit Flüchtlingen“, der Spiegel, 08.07.2013.

Blognotiz : Palmsonntag 13.04.2025

Heute ist Palmsonntag und ich erinnere mich an die Palmsonntage während meiner Kindheitstage, – Kirchgänge in St. Laurentius in Schramberg – Sulgen, – manchmal auch in der alten Kirche in Leucate wo ich ja auch viele Osterferien verbrachte. Eigentlich hatte ich auch vor diesen Palmsonntag in den Palmsonntagsgottesdienst in St.Peter in Grünstadt zu gehen, aber irgendwie wollte das heute nicht klappen. Im Schwarzwald waren in meiner Kindheit ja die „Palmwedel“ oft Stechpalmenzweigen – in Leucate natürlich aus echten Palmen, das waren meist Palmwedel der kanarischen Dattelpalme, – der rote Palmrüsselkäfer wütet ja damals noch nicht im mediterranen Südfrankreich.

Immerhin gehe ich ja seit der Kommunion meiner Kinder, soweit ich Ostern in Grünstadt verbringe, regelmäßig zur ökumenischen Auferstehungsfeier auf dem Grünstadter Friedhof. Vor lauter Osterhasen, Ostereiern, – den Weihnachtsrummel und Weihnachtskommerz im Winter – wird es allzu oft vergessen, – Ostern ist immer noch der höchste Feiertag im katholischen Kirchenjahr, – und bei vielen anderen christlichen Kirchen ist es wohl ähnlich. In der Osternacht wird der Auferstehung Christi gedacht, der Auferstehungsglaube als die große christliche Herausforderung und Hoffnung.

Ich halte mich zwar nicht für besonders gläubig, – aber ich fühle mich irgendwo den christlichen „Ritualen“, vor allem den katholischen irgendwie verbunden. Hinzu kommt, dass das erste Buch, – was ich als Kleinkind von Anfang bis Ende durchgelesen hatte – das war eine Kinderbibel. Das war die „Bibel für Junge Menschen“ aus dem Delphin Verlag. Eigentlich eine Übersetzung aus dem amerikanischen, – im Original hieß die Bibel „The Children’s Bible: the Old Testament, The New Testament“ und wurde von Joseph E. Krause, Samuel Terrein, Rabbi David H. Wice herausgeben und im Goldenpress Verlag in New York 1965 verlegt[1]. Mein eigenes Kinderexemplar welches, soweit meine Erinnerung, wurde mir wohl Ende der 1960 Jahre Anfang der 1970 von meinen Eltern geschenkt wurde als wir noch auf dem Schoren in Schramberg – Sulgen wohnten ist irgendwie nicht mehr auffindbar, so habe ich mir vor einiger Zeit ein etwas jüngeres Exemplar bei Medimops nachgekauft. Seit meinen Kindertagen habe ich die „echte Bibel“ bzw. Auszüge daraus in verschiedenen Ausgaben immer wieder auf Französisch oder auf Deutsch gelesen  – zuletzt vor über einem Jahr beim Verfassen des Blogbeitrages „Pensées pascales 2024 : Eloi, eloi, lamma sabacthani?“ .

Gestern hörte ich in SWR-Kultur einen interessanten Radiobeitrag über das Tagebuch schreiben und die Bedeutung von Tagebüchern für die historische Forschung, eigentlich ja eine Wiederholung aus dem Oktober 2024[2]. Das „Bloggen“ ist ja auch nichts anders als ein öffentliches Tagebuch. Auch wenn die große Zeit des Bloggens schon längst vorbei ist, Facebook und andere soziale Netzwerke haben die Bedeutung des Internetblogs im WWW bestimmt minimiert, – es gibt sie immer noch die Blogs und sie werden auch immer noch gelesen. Den Paysagesblog gibt es ja nun auch schon seit Mai 2009[3]. Und manchmal gibt es sogar „Neuzugänge“ in der deutschsprachigen Blogosphäre – so lese ich seit einigen Monaten regelmäßig die „erbaulichen Unterredungen“ von Hasnain Kazim und „der siebte Tag“ von Nils Minkmar, beides Blogs (auch wenn das nicht mehr so heißt) die auf der Plattform steadyhq veröffentlicht werden.  Durch das Lesen des heutigen Blogbeitrag von Nils Minkmar „Der Fluch der letzten Meter“ habe ich auch den von Anne Urbauer, Elke Jeanrond-Premauer, Nils Minkmar verfassten offenen Brief an Emannuel Macron „Merci“ zur deutsch-französischen Freundschaft und Europa entdeckt und dann auch unterschrieben.

Und was das Tagebuch schreiben betrifft, völlig unabhängig vom paysagesblog führe ich nun seit über 45 Jahren ein Tagebuch. Eine Vielzahl von „Schreibkladen“ die vollgekritzelt warten, dass man sie mal wieder zu Hand nimmt. Angefangen habe ich das ganze wohl auch weil ich erste biographische Materialien und Eindrücke sammeln wollte weil ich u.a. mit dem Gedanken spielte „Reiseschriftsteller“ oder was ähnliches Journalistisches zu werden. Reiseschriftsteller wurde ich nie, aber immerhin habe ich dann Geographie an der Universität Mannheim studiert. Das hatte zumindest in der Zeit als ich es studierte noch etwas mit Reisen, viel Lektüren  und auch viel „Schreiben“ – also dem Verfassen von unzähligen Seminararbeiten, Exkursionsberichten, Praktikumsberichten etc. zu tun[4]. Geblieben von den Träumen von der Schriftstellerei ist also der Blog Paysages und das Führen eines privaten nicht öffentlichen Tagebuches auf Schreibkladden.

Die Ereignisse in den USA haben Spuren in beiden hinterlassen, – im nicht öffentlichen Tagebuch als auch in diesem Blog. Mein letzter Blogbeitrag über den Beginn des akademischen Exodus aus Amerika „Blognotice 30.03.2025 : „Timothy Snyder au Canada : Le Début d’un Exode Académique Américain ?“ wurde in der frankophonen Welt & Blogosphäre häufig gelesen, vor allem in Frankreich und Kanada. Der „Auszug“ von Timothy Snyder, Marci Shore und Jason Stanley von der Universität Yale an die Universität Toronto hat wohl in der frankophonen akademischen Welt für Schockwellen gesorgt, – und nicht nur dort.  Marci Shore hat auch zwischenzeitlich in der deutschen Presselandschaft einige lesenswerte Interviews gegeben[5]. Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Ich habe das zwar in gewisser Weise kommen sehen, – man kann das auch hier „America where are you going ?“ immer noch nachlesen, das macht es auch nicht besser und vor allem ändert es nichts am Geschehen. Was mich hingegen schon sehr verwundert wie wenig vorbereitet unser Politik, die Politikberatung aber auch viele Journalisten sind und waren. Es scheint als wäre die zweite Amtszeit von Donald Trump für diese „Berufspolitiker & Amerikaexperten“ quasi wie ein unvorhersehbares Naturereignis vom Himmel gefallen. Letztlich ist man auf dieser Seite des Atlantik nur ein interessierter Beobachter manchmal auch ein erschrockener Beobachter, – der irgendwie hoffte, dass es den Bürgern der USA doch noch irgendwie gelingt die liberale Demokratie über die Trumpjahre zu retten. Besonders erschrocken hat mich der Angriff der Trumpadministration auf das kollektive Bildgedächtnis der USA, das erinnert doch sehr stark an die Stalinistische „Bildretusche“[6]. Die Auswirkungen der Trumpschen „Säuberung“ des kollektiven Bildgedächtnis des USA werden ja schon im Regionalteil der Rheinpfalz diskutiert, das wirkt ja schon bis in die tiefste deutsche Provinz, die Pfalz hinein[7].

Letztlich lebt man dann doch in Europa. Deshalb ist es gut, dass wir in Deutschland wohl demnächst eine neue Regierung haben. Ich hätte mir lieber eine andere Regierung gewünscht[8], aber nun muss man hoffen, dass es zu dieser Regierungsbildung kommt. Immerhin wird es keinen CSU-Verkehrsminister geben, – das ist ja schon mal was. Von einer CDU-geführten Regierung hätte ich schon erwartet, dass sie die Wehrpflicht oder auch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr einführt. Ich bin wohl einer der wenigen SPD-Mitglieder, die das für sinnvoll halten, was ich ja auch in diesem Blog schon dargestellt habe[9], wobei ich bisher innerhalb der SPD nie mitbekommen habe, dass das die „Wiedereinsetzung der Wehrpflicht oder die Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres “ irgendwie innerparteilich diskutiert wurde. Marina Kormbaki hat zur Wiedereinführung der Wehrpflicht übrigens einem sehr guten Leitartikel in einem der letzten Spiegel verfasst[10].

Ich bin ja wie bekannt SPD-Mitglied und ich werde bei anstehenden SPD- Mitgliedervotum für diese neue schwarz-rote Regierung unter einem Kanzler Merz stimmen. Abgesehen davon halte ich auch nicht viel postelektoralen Mitgliederentscheiden. Der Souverän ist der Wähler am Wahltag der Bundestagswahlen. Im Grundgesetz heißt es dazu „Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“ (Art 38 GG).

Ich bin zwar nicht begeistert vom Programm dieser „designierten“ schwarz – roten Regierung, – auch nicht vom designierten Kanzler Merz, – aber die Alternative zu dieser Regierung, wäre ein politisches Chaos von dem nur die AFD profitieren würde. Man muss sogar hoffen, dass die Regierungsbilanz dieser neuen Regierung erheblich besser wird, als die der gescheiterten Ampel, denn ansonsten wird man wohl damit rechnen müssen wird dass die AFD die stärkste politische Kraft in Deutschland werden könnte.

Immerhin eines ist sicher, – trotz instabiler politischer Weltlage, der erratischen Zollpolitik der Trumpadministation, der Frühling lässt sich nicht mehr vertreiben, – ein paar letzte Mandelbäume blühen noch im Leiningerland und an der Unterhaardt, ansonsten blühen überall die Kirschbäume und auch die ersten Apfelblüten sind schon zu sehen.

Den gestrigen Frühlingstag habe ich u.a. auch dazu genutzt mit einem meiner Kinder „Bärlauch“ zu sammeln, – den Rest des Tages verbrachte ich mit der sehr interessanten Lektüre des Buches „Souvenirs d’un apatride“ – den politischen Memoiren von Daniel Cohn-Bendit die er zusammen mit Marion van Renterghem verfasst hat. Ich denke, dass eine deutsche Übersetzung bestimmt irgendwann folgen wird. Ich könnte mir auch vorstellen, dass  dieses Buch in Deutschland einen großen Leserkreis finden würde!

Bibliographie:

Cohn-Bendit, Daniel; Van Rentergehm, Marion (2025): Souvenirs d’un apatride. Daniel Cohn-Bendit avec Marion Renterghem. Paris, © Mialet – Barrault, département de Flammarion, 2025. ISBN 978-2-0804-8065-1

Krause, Joseph E.; Terrien, Samuel; Stege, Gisela (Übers.)(1977): Die Bibel. Ausgewählt, nacherzählt und illustriert für junge Menschen. (The Childrens Bible). Stuttgart, 1977, © 1964 Western Publishing International S.A. Zug, © 1962 Fratelli Fabri Editore, Milan, © 1968 Delphin Verlag, Stutgart und Zürich for the German Edition, 10. Auflage 1977, ISBN 3-7735-4915-6

Christophe Neff, verfasst und veröffentlicht am Palmsonntag 13.04.2025


[1] Man kann im Internetarchiv einen Scan der amerikanischen  Children’s Bible von 1965 ausleihen und lesen.

[2] Tagebücher – Warum wir sie schreiben und wie die Forschung sie nutzt. Wiederholung vom 12. Oktober 2024,    SWR Kultur, 11.04.2025.

[3] Der erste Blogbeitrag von Paysages wurde am unter dem Titel « I. Un blog sur les paysages : un petit début – ou quelle langue choisir ? » am 24.05.2009 in Netz gestellt, am folgte „II. Un blog sur les paysages: ein kleiner Prolog auf Deutsch.“. Paysages starte im Mai 2009 als Abonnentenblog der Tageszeitung Le Monde, siehe dazu auch „La fin du blog paysages sur les blogs LeMonde.fr – Das Ende des Blog « paysages » auf den Blogs von Le Monde.fr“zur weiteren Geschichte siehe auch „Paysages – quinzième année d’existence sur la toile donc déjà cinq ans sur wordpress.com (billet trilingues français, allemand, anglais)“.

[4] Siehe u.a. auch „Lesenotizen zu „der Bücherfreund“ von Monika Helfer (Text) & Kat Menschik (Illustrationen)“ und „Das Fach Geographie an der Mannheimer Hochschule“.

[5] Siehe u.a. „Wir verlassen Yale – Es ist besser, zu früh zu gehen als zu spät – ein Gastbeitrag von Marci Shore, die Zeit Nr. 14 , 2. April 2025“, „US-Professorin über USA-Auswanderung„Man spürt die Gewalt in der Luft“ Marci Shore ist renommierte Professorin der Yale University. Jetzt wandert sie nach Kanada aus. Ein Gespräch über Feindeslisten, Waffengewalt und Schuldgefühle. Die Taz, 04.04.2025“,  „Marci Shore im Gespräch : „Amerika geht unter“, FAZ, 12.04.2025“.

[6] Siehe u.a. auch „Stalins Retuschen“, DLF 19.02.1998.

[7] Siehe u.a. „Für uns ist das was ganz neues – Interview : Ein paar Fotos, die US-Präsident Trump gerade von den Internetseiten des US-Militärs löschen lässt, versucht Jens Pakenis zu sichern. Versteht sich das Docu-Center Ramstein als Geschichtsretter ? Das hat Anke Herbert den DCR-Leiter Jens Pakenis gefragt.“ Die Rheinpfalz, Nr. 86, Südwestdeutsche Zeitung, Freitag 11. April 2025, (Digitalversion = Trump lässt digitale Bilder löschen: Kann Ramstein US-Militärgeschichte retten? 10. April 2025, die Rheinpfalz )

[8] Siehe u.a. auch „Bundestagswahl 2025: Meine Erststimme für Isabel Mackensen-Geis, meine Zweitstimme für die SPD !“.

[9] Siehe u.a. auch „Bundestagswahl 2025: Meine Erststimme für Isabel Mackensen-Geis, meine Zweitstimme für die SPD !“.

[10] Siehe „Junge Männer sollten wieder Dienst tun – und Frauen möglichst auch“ Der SPIEGEL-Leitartikel von Marina Kormbaki, Spiegel, 15/2025, 04.04.2025.  

Frühlingsbeginn und Mandelblüte 2025 an der Unterhaardt / Début de printemps 2025 et floraisons des amandiers dans la Unterhaardt

Mandelblüte Grünstadt, Sausenheimer Straße , © Christophe Neff, 11.03.2025

Wie schon in den Jahren zuvor (2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024) folgt hier eine kurze Notiz über das phänologische Frühjahrsgeschehen in  Grünstadt, der Unterhaardt und dem Leiningerland. Die Mandelblüte rund um Grünstadt setzte dieses Jahr im Vergleich zu den Vorjahren später ein. Soweit man den Décodeurs vom LeMonde.fr glaubt, dann hat es im Jahr 2024 ein erhebliches „Sonnenstundendefizit“ in großen Teilen Frankreichs gegeben[1], gefühlt hatte ich auch den Eindruck, das sich hier ähnliches abspielt, –  aber die Zahlen der agrarmeteorologischen Station Grünstadt – Sausenheim sprechen hier eine andere Sprache. Der Mandelbaum in der Sausenheimer Straße in Grünstadt spielte mal wieder den Vorreiter, – am 10.03.2025 stand er in voller Blütenpracht. Hier und da kann man auch einige Blutpflaumen (Prunus cerasifera var. pissardii (Carrière) Koehne)  in Grünstadt und Umgebung blühen sehen.  Wobei man hier im Vergleich zum naheliegenden Elsass die Blutpflaume doch seltener als Ziergehölz verwendet wird. Leider ist ja mein räumlicher Radius, durch die „Maladie de Mitterrand[2]“ doch recht eingeschränkt, aber bei meinen Fahrten ins Klinikum Worms, konnte ich beobachten, dass sich die Mandelbäumchen zwischen Grünstadt und Bockenheim in der Vorblüte befinden, wobei es sich hier bei ja um die rosa blühenden Pfirsich-Mandel Hybriden (Prunus × amygdalopersica)  handelt, die  wohl auch demnächst blühen werden. Bei der „Perle der Weinstraße“ handelt es sich um eine solche Pfirsich-Mandel Hybride. Wer sich für die Sortenbestimmung der verschiedenen Mandelarten und Pfirsich-Mandel Hybriden an der Weinstraße interessiert, dem sei das vorzügliche Buch „Einheimische Mandeln“ von Philipp Eisenbarth zur Lektüre empfohlen. Mit Hilfe dieses Buches lassen sich wohl die meisten Mandel Sorten (und Verwandte) an der Weinstraße bestimmten.  

Comme les années précédentes (2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024), voici une brève note sur les événements phénologiques printaniers à Grünstadt, dans la Unterhaardt et le Linage.. Cette année, la floraison des amandiers autour de Grünstadt a commencé plus tard que les années précédentes. Si l’on en croit les décodeurs duMonde.fr[3], il y a eu en 2024 un « déficit d’heures d’ensoleillement » considérable dans une grande partie de la France, j’ai aussi eu l’impression qu’il se passait la même chose ici, – mais les chiffres de la station agro-météorologique de Grünstadt – Sausenheim parlent un autre langage. L’amandier de la  Sausenheim Straße à Grünstadt a une fois de plus joué les précurseurs, – le 10.03.2025, il était en pleine floraison. Ici et là, on peut également voir fleurir quelques pruniers sanguins (Prunus cerasifera var. pissardii (Carrière) Koehne) à Grünstadt et dans les environs.  Bien qu’ici, en comparaison avec l’Alsace toute proche, le prunier sanguin soit plus rarement utilisé comme arbuste d’ornement. Malheureusement, mon rayon d’action est limité par la « maladie de Mitterrand[4] », mais lors de mes déplacements au Klinikum Worms j’ai pu observer que les amandiers entre Grünstadt et Bockenheim étaient en pré-floraison. Il s’agit ici d’hybrides pêcher-amandier à fleurs roses, qui fleuriront sans doute prochainement. La „Perle der Weinstraße“ est un hybride pêche-amande de ce type. Pour ceux qui s’intéressent à l’identification des différentes variétés d’amandes et d’hybrides pêches-amandes etc. de la Route du vin allemande, nous recommandons la lecture de l’excellent livre « Einheimische Mandeln » de Philipp Eisenbarth. Grâce à ce livre, il est possible de déterminer la plupart des variétés d’amandiers (et apparentées) de la Route du Vin allemande (Deutsche Weinstraße). 

Photo: © Christophe Neff, 11.03.2025

Bibliographie :

Eisenbarth, Philipp (2020) : Einheimische Mandeln. Kulturgeschichte des Mandelbaums, Mandelanbau in Deutschland, Mit 28 Sortenporträts. Hamburg. Hamburg, 2020,© 2020 Philipp Eisenbarth, Pomologen – Verein e.V., Hamburg. ISBN 978-3-943198-39-3

Grünstadt, 15.03.2025


[1] Vgl. « Les Décodeurs Climat : Manque de soleil : une année de « grisaille » record et des effets sur la santé »., LeMonde.fr , 16.02.2025

[2] Siehe u.a. « Cahiers de maladie (Cancer de la prostate) » und « Wintersonnenwende 2024 »

[3] Voir  « Les Décodeurs Climat : Manque de soleil : une année de « grisaille » record et des effets sur la santé »., LeMonde.fr , 16.02.2025

[4] Voir « Cahiers de maladie (Cancer de la prostate) » und « Wintersonnenwende 2024 »

Les premières neiges de l‘hiver 2024/25 arrivent à Grünstadt durant la matinée du Dimanche 5 Janvier 2025

Schnee auf den Dächern von Grünstadt/ Neige sur les toits de Grünstadt, © Christophe Neff, 05.01.2025

Et finalement les  premières neiges de l‘hiver 2024/25 arrivent à Grünstadt durant la matinée du du Dimanche 5 Janvier 2025. Cela ne dura certainement pas, car le manteau neigeux est déjà entrain de fondre, et je pense que la neige va certainement disparaitre durant la journée ! Encore une fois de plus une apparition plutôt fugace de neige à Grünstadt et la Unterhaardt.

Und letztendlich kam dann der erste Schnee des Winters 2024/25 am Sonntagmorgen, dem 5. Januar 2025, in Grünstadt an. Lange wird die weiße Pracht nicht andauern. Die Schneedecke schmilzt bereits und ich denke, dass der Schnee im Laufe des Tages wieder verschwinden wird. Wieder einmal ein eher flüchtiger Schneetag in Grünstadt und der Unterhaardt

Photo: © Christophe Neff, 05.01.2025

Grünstadt, 05.01.2025

Wintersonnenwende 2024

Blick auf den Windpark Dirmstein-Groß-Kleinniedesheim-Heuchelheim 22.12.2024

Gestern war der kürzeste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende. Von nun an werden die Tage wieder länger und die Nächte kürzer. Es beginnt auch die Zeit der Raunächte. Urs Faes hat ein schönes Buch über die Raunächte im Kinzigtal verfasst, welches ich schon vor Jahren gelesen habe. Das Buch hatte mir damals gut gefallen, weil ich selbst biographische Verwurzelungen und Erinnerungen im Kinzigtal habe, und weil Faes da eine schöne Geschichte geschrieben hatte[1]. Urs Faes hat auch ein beeindruckendes Buch über seine Prostatakrebserkrankung und die daraus folgende Strahlentherapie verfasst. Halt auf Verlangen heißt dieses Fahrtenbuch durch die Erinnerung an frühere Lebenswelten, Kindheit, Jugend, Liebe, Alter, Krebs und Strahlentherapie[2]. Ich habe dieses Buch in diesem Herbst gelesen. Ich leide an der gleichen Krankheit wie Urs Faes , – ich nenne die Krankheit oft „la maladie de François Mitterrand – die Krankheit François Mitterrand[3]“  – aber im deutschsprachigen Raum können wohl nur Mitterrandexperten, Onkologen und Urologen damit etwas anfangen. Tatsächlich ist mir die Krankheit zum ersten Mal über den Weg gelaufen als man in Frankreich plötzlich über die zu Anfangs rätselhafte Krankheit des alten Präsidenten öffentlich diskutierte. Damals war ich noch ein junger Mann. Das mich dieser Krebs irgendwann selbst auch tangieren könnte, das konnte ich mir damals nicht vorstellen. Inzwischen habe ich die sechzig überschritten, – wobei ich die Diagnose schon mit neunundfünfzig Jahren erhielt. Laut dem „Leitlinien Programm Onkologie – Prostatakarzinom“ beträgt das „Mittel des Erkrankungsalters in Deutschland 72 Jahre“ (S.23)[4]. Ich gehe wahrscheinlich schon seit über zwanzig Jahren zum Urologen zur Prostatakrebsfrüherkennung. So wurde das Karzinom dann auch im Winter/Frühjahr 2024 entdeckt. Die Prognose ist an für sich gut, aber eine gute Prognose, verhindert auch keine Komplikationen. Strahlentherapie wie sie Urs Faes schildert, davon blieb ich erst mal verschont. Wie schon in der „Blognotice 20.10.2024 : Port Leucate octobre 2024“ beschrieben unterzog ich mich im letzten Sommer einer radikalen Prostatektomie. Sehr selten kann es zu nach einer radikalen Prostatektomie zu postoperativen Komplikation kommen. Das habe ich in den letzten Wochen erlebt.  Mein Büro am IFGG – KIT habe ich seit Anfang November nicht mehr gesehen. Stationäre Aufenthalte am Klinikum Worms, wechselten sich  mit Phasen im Krankenzimmer zuhause in Grünstadt ab. Zuhause in Grünstadt kann ich von unserem Balkon auf die Windräder in der Ferne am Horizont schauen. Ich habe die Windräder auch schon vor meiner Krankheit aus den verschiedenstem Blickwinkeln photographiert. Es handelt sich um die Windräder des „Windpark Dirmstein-Groß-/Kleinniedesheim-Heuchelheim“ die sich rund um die A 61 gruppieren. Es sind richtige Landschaftmarker geworden, man kann die Schatten der Windräder auch auf Googlearth erkennen. Das langsame Drehen der Räder im Wind, – erinnert mich manchmal an die klirrenden Fahnen in Hölderlins Gedicht „Hälfte des Lebens“. Seit ein paar Tagen habe ich das Gefühl, dass es wieder aufwärts geht. Ich denke auch an die Weihnachtszeit meiner Kindheit, aber das werde ich irgendwann in einem eigenen Beitrag beschreiben.

Ich stehe am offenen Fenster und beobachte das auf und ab der „Windflügel“ in der Ferne und rezitiere Hölderlins „Hälfte des Lebens“[5]. Ich halte es für einer der schönsten Gedichte der deutschen Sprache. Aber wer kennt heute noch Hölderlin ?

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen. (Friedrich Hölderlin 1804)

Bibliographie:

Faes, Urs (2017): Halt auf Verlangen. Ein Fahrtenbuch. Berlin, 2017       eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2018. Der vorliegende Text folgt der  Ausgabe des suhrkamp Taschenbuchs 4890. © dieser Ausgabe Suhrkamp Verlag AG, Berlin, 2017, ISBN 978-3-518-75089-6

Faes, Urs: (2018): Raunächte. Erzählung. Mit Zeichnungen von Nanne Meyer. Berlin,© Insel Verlag Berlin 2018, ISBN 978-3-458-19452-1

Photo : © Christophe Neff, 22.12.2024

Christophe Neff, Grünstadt im Dezember 2024 (verfasst am 22.12.2024, veröffentlich 23.12.2024)


[1] Eine Rezension des Buches Raunächte von Urs Faes kann man hier (NZZ) finden.

[2] Eine Rezension des Buches „Halt auf Verlangen“ von Urs Faes kann man hier (NZZ) finden.

[3] Mehr zur Krankheit « Mitterrands » findet sich auch in den folgenden Blogbeiträgen « Blognotice 15.12.2024 », «Blognotiz 24.11.2024: Worms im Nebelmeer » « Blognotice 20.10.2024 : Port Leucate octobre 2024 », « Notice de lecture « Simone Morgenthaler : Sur la route avec Tante Jeanne » » , « Blognotice 18.08.2024: de retour à Grünstadt – et les martinets se sont déjà envolés vers le Sud », «Bemerkungen zur Biographie „der Walder vom Schwarzwald, Erinnerungen an den rebellischen Förster Walter Trefz“ von Annette Maria Rieger » , « Erinnerungen  und Gedankenfetzen zu Martin Walsers autobiographischem Roman „ein springender Brunnen“ », « Blognotice 06.07.2024: veille du deuxième tour des élections législatives 2024 » « Blognotice 02.06.2024 : « La promesse » d’Anne Lauvergeon »,

[4] Siehe https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Prostatatkarzinom/Version_6/LL_Prostatakarzinom_Langversion_6.0.pdf

[5] Siehe auch dieses Tondokument.

Frühlingsbeginn und Mandelblüte 2024 an der Unterhaardt / Début de printemps 2024 et floraisons des amandiers dans la Unterhaardt

Mandelblüte Grünstadt, Sausenheimer Strasse, © Christophe Neff, 17.2.2024

Wie schon in den Jahren zuvor (2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023) folgt hier eine kurze Notiz über das phänologische Frühjahrsgeschehen in  Grünstadt, der Unterhaardt und dem Leiningerland. Dieses Jahres und so wie oftmals in den Jahren davor war es wieder der Mandelbaum in der Sausenheimer Straße in Grünstadt der als erster an der Unterhaardt in Vollblüte stand – und dies am Freitag den 16.02.2024. Tags zuvor am Donnerstag den 15.02.2024 konnte ich in Herxheim am Berg die ersten Osterglocken (Narcissus pseudonarcissus) blühen sehen[1]. Inzwischen kann man diese auch in Grünstadt blühen sehen. Bei meiner sonntäglichen Joggingrunde über den Grünstadter Berg konnte ich heute ein Rotmilanpaar beim Segeln über den Trockenrasenflächen beobachten, – und auch hier und da die ersten blühenden Helleborus foetidus[2] entdecken[3]. Der Frühling hat also hier rund um Grünstadt schon begonnen, und hier und da kann man auch vereinzelt Iris reticulata in den Gärten blühen sehen[4]!

Comme les années précédentes (2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023), voici une brève note sur les événements phénologiques printaniers à Grünstadt, dans la Unterhaardt et le Linage. Cette année, comme souvent les années précédentes, c’est l’amandier de la rue de Sausenheim (Sausenheimer Strße) à Grünstadt qui a été le premier à être en pleine floraison dans la région de la Unterhaardt – et ceci le vendredi 16 février 2024. La veille, le jeudi 15 février 2024, j’ai pu voir les premières jonquilles (Narcissus pseudonarcissus)[5] fleurir à Herxheim am Berg. Depuis, on peut aussi les voir fleurir à Grünstadt. Lors de mon jogging dominical aujourd’hui sur le Grünstadter Berg[6], j’ai pu observer un couple de milans royaux voguant au-dessus des pelouses sèches, – et aussi découvrir ici et là les premières Helleborus foetidus[7] en fleurs. Le printemps a donc déjà commencé ici, et autour de Grünstadt, on peut voir ici et là des Iris reticulata fleurir dans les jardins[8] !

Photo : © Christophe Neff, 17.2.2024

Christophe Neff, Grünstadt 18.2.2024


[1] Siehe auch/voir aussi Inaturalist observation 199440529

[2] Siehe auch/voir aussi Inaturalist observation 199653142.

[3] Zu meinen sonntäglichen Joggingrunden über den Grünstadter Berg und den damit verbundenen Naturbeobachtungen siehe auch „Cigallengesang an der Unterhaardt – auch in Grünstadt gibt es wohl vereinzelt mediterrane Singzikaden zu hören“.

[4] Siehe auch/voir aussi Inaturalist observation 199654622

[5] Siehe auch/voir aussi Inaturalist observation 199440529

[6] Pour mes joggings dominicaux sur le Grünstadter Berg et les observations naturalistes qui en découlent, voir aussi „Cigallengesang an der Unterhaardt – auch in Grünstadt gibt es wohl vereinzelt mediterrane Singzikaden zu hören“.

[7] Siehe auch/voir aussi Inaturalist observation 199653142.

[8] Siehe auch/voir aussi Inaturalist observation 199654622

Maria (für Maria Kalesnikava)

Maria

(für Maria Kalesnikava)

12 Monate lang

Kein Wort nur Stille

Wind weht

kalt

durch  Birkenäste

Nackt und Licht durchflutet

Schneekristalklar

dein blaublondes Haar

verstummt

kurzgeschoren

wie ein Schrei in der Nacht

ungehört

Tag für Tag

Stunde für Stunde

bis der nächste Frühling uns weckt

wir vergessen dich nicht

eine Blume wächst für dich

in unserem Garten

die Vögel singen ein Lied für Dich

Maria

für Maria Kalesnikava die sich schon viel zu lange in Haft in einer Strafkolonie, in einem Lager an einem unbekannten Ort  in Belarus befindet. Seit über einem Jahr, seit dem 12.2.2023 gibt es kein Lebenszeichen von Maria mehr ! Im letzten Juni verfasste ich den  Text „Pour une juste cause – „Maria Kalesnikava“ emprisonné depuis plus de 1000 jours » um gegen das Vergessen anzukämpfen …

pour Maria Kalesnikava qui se trouve depuis trop longtemps en détention dans une colonie pénitentiaire, dans un camp situé dans un lieu inconnu en Biélorussie. Depuis plus d’un an, depuis le 12.2.2023, il n’y a plus aucun signe de vie de Maria ! En juin dernier, j’ai rédigé le texte „Pour une juste cause – „Maria Kalesnikava“ emprisonnée depuis plus de 1000 jours“ pour lutter contre l’oubli…

for Maria Kalesnikava, who has been detained for far too long in a penal colony, in a “Lager” at an unknown location in Belarus. There has been no sign of life from Maria for over a year, since February 12, 2023! Last June I wrote the text „Pour une juste cause – „Maria Kalesnikava“ emprisonné depuis plus de 1000 jours “ to fight against oblivion …

Birken im Winterlicht (Höningen -Altleiningen), © Christophe Neff 20.1.2024

Photo : © Christophe Neff, 20.1.2024 Birken im Winterlicht (Höningen – Altleiningen)

Christophe Neff, Grünstadt verfasst am 13.02.2024, publiziert am 14.02.2024