II. Un blog sur les paysages: ein kleiner Prolog auf Deutsch.

Nachdem ich schon einen relativ langen französischen Einführungsartikel (Un Blog sur les paysages : un petit début – ou quelle langue choisir ? ) geschrieben habe, ein paar Worte und Sätze zur Einführung in Deutsch. Mein Blog wird sich vor allem mit paysages, sprich Landschaften, literarischen Landschaften, imaginären Landschaften, deutschen Landschaften, französischen Landschaften, mediterranen Landschaften, – schlichtweg Landschaften befassen. Es ist bewusst ein subjektives Blog, es handelt sich um meine persönliche Meinungsäußerungen, zu den Landschaften die wir ins uns tragen. Für die objektive Landschaftsbetrachtung, wissenschaftliche Landschaftsanalyse, ist die wissenschaftliche Geographie, die Landschaftsökologie zuständig, hier verweise ich was meinen Teil als Wissenschaftler betrifft, auf meine berufliche Homepage an der Universität Karlsruhe.Landschaften sind Konstrukte, hier stimme ich mit David Blackbourn überein – «. What we call landscapes are neither natural nor innocent ; they are human constructs. How and why they were constructed (many would say “imagine” even “invented”) belongs to the stuff of history (Blackbourn 2007: 16) – , nur glaube ich, daß Blackbourn, dabei die Geographie vergessen hat.Wie Landschaften konstruiert werden, wie Landschaften erfunden werden, wie wir Landschaften abgrenzen um diese dann später wissenschaftlich zu analysieren, das sollte eigentlich auch grundlegende Aufgabe einer der Landschaft sich widmenden Geographie sein. In diesem Sinne sollte das Buch Blackbourns „The Conquest of nature, – Water, Landscape and the Makeing of modern Germany“ für jeden Geographen eine mehr als anregende Lektüre sein, – und für den Nichtgeographen – eine spannende Einführung in die jüngere deutsche Landschaftsgeschichte, in die historische Landschaftsgeographie Deutschlands.

Landschaften sind natürlich auch die Landschaften unserer Kindheit, unser Jugend. Die Bilder und Erinnerungen, das Lebensumfeld, die Landschaftbilder die wir uns unbewußt (und ggf. auch bewußt) in den ersten beiden Lebensjahrzehnten geschaffen haben, diese Landschaftsbilder begleiten uns ein ganzes Leben. In diesem Sinne wird bestimmt, der eine andere Artikel hier in diesem Blog den Landschaften in der Raumschaft Schramberg, den Landschaften des mittleren Schwarzwald gewidmet sein. Hier verbrachte ich einen großen Teil meiner Kindheit und Jugend. In diesem Sinne habe ich übrigens, als ich feststellte, dass es über den Sulgen , sprich Schramberg – Sulgen, bzw. die Bergvorstadt Sulgen noch keinen Wikipediaartikel gab, gestern einen solchen angelegt. Die Landschaften rund um Schramberg , aber auch Zeit und Milieu, der 1980 Jahre rund um Schramberg finden sich übrigens recht gut in den Krimis von Uta Maria Heim abgebildet. Im übrigen waren es bestimmt die zuletzt gelesen Bücher, u.a. der Krimi „Totschweigen“ von Uta Maria Heim, sowie dem autobiographischen Roman „les Derniers Jours de la Classe ouvrière“ von Aurélie Filippetti die mich dazu bewegt haben, mich endlich an das schon seit langem angedachte Projekt eines Landschaftsbloges zu wagen.Die Frage der Sprache, der Veröffentlichungssprache eines solchen Blogs , habe ich insofern gelöst (oder auch nicht gelöst), als dass ich vorhabe, das ganze mehr oder weniger in drei Sprachen zu gestalten, sprich Französisch, Deutsch und Englisch.

Der von Uta-Maria Heim verfaßte Kriminalroman „Totschweigen“ spielt in Schramberg, auf dem Sulgen, und ich habe ihn gern gelesen, obwohl ich an für sich ansonsten nur sehr selten Krimis und diese auch sehr ungern lese. In Totschweigen bin ich auch wieder meinen Schramberger und Sulgener Jugendlandschaften begegnet, dem Buch von Heim werde ich bestimmt einen eigenen Artikel widmen.

Der autobiographische Roman von Filippetti „les Derniers Jours de la Classe ouvrière“ (zu dt. Die letzten Tage der Arbeiterklasse/ es gibt m.W. bisher keine deutsche Übersetzung) beschreibt das Leben, den gewerkschaftlichen Kampf, der italienischen Minenarbeiten in der Minette in Lothringen, – im Grunde habe ich dort in den Sätzen von Filippetti Landschaften und Leben meines franko-italienischen Großvaters wiedergefunden. Die Minette wird schon lange nicht mehr ausgebeutet, die Stahlwerke im Haut-Pays sind verschwunden, die Basse – Italie , das Stückchen Italien, der nördliche Vorposten der Romagna im Nordosten Frankreichs nahe der luxemburgischen Grenze, das alles ist im Verschwinden begriffen. Filippetti hat dieser „untergehenden Landschaft, – der Kulturlandschaft von Eisen, Kohle und Stahl zwischen Alzette , Mosel und Saar“ ein kleines literarisches Denkmal geschaffen. Gerade noch rechtzeitig, bevor dass diese dem Untergang geweihte Kulturlandschaft, einer der letzten Montanlandschaften Mitteleuropas, ganz verschwindet.

Der Austausch von Kohle und Stahl zwischen Deutschland und Frankreich , die Moselkanalisierung, haben vor über 50 Jahren zum EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ) geführt, – Jean Monet und Robert Schuhman wollten mit der Gründung des EGKS verhindern, dass man jemals wieder die berühmt berüchtigten „Affiches rouges “ quer durch Frankreich klebt.Diesen Affiches rouges hat Léo Ferré das Chanson l‘ affiche rouge gewidmet. Das Lied ist leider, auch in Frankreich, in Vergessenheit geraten. Ich habe, das Lied vor kurzem in einer Musikstunde des Kulturkanales des Südwestfunk, SWR 2, wieder gehört.

Die Verbindung der Montanregionen von Mosel und Saar, der belgischen Montanregionen zwischen Charleroi und Lüttich mit dem Ruhrgebiet sollte verhindern, daß es jemals wieder zu einem Krieg zwischen den Nachbarn kommt, ein Weltkrieg aus europäischen Boden entwächst. Aus dieser Idee einer europäischen Montanunion, daraus ist dann die heutige EU entstanden. Ich habe es hier Bewußt nochmals aufgegriffen, denn bei allen bürokratischen Auswüchsen die E.U. im Laufe ihrer Geschichte hervorgebracht hat, – an diesem Ziel, ein friedliches Mitteleuropa zu schaffen, muß man die EU messen – und dieses Ziel wurde ohne Abstriche erreicht. Das das auch seinen Preis hat versteht sich von selbst. Ich denke, daß man das angesichts einer sowohl in Frankreich als auch in Deutschland immer mehr um sich greifenden Europamüdigkeit, so kurz vor den Europawahlen, immer wieder betonen sollte.

Folgerichtig (im Bezug auf die Geschichte der lothringischen Montanregion) hat sich Filippetti als Kandidatin des französischen P.S. für die Europawahl am 7.6. (hier der link zu ihrem Blog ) aufstellen lassen. Sie setzt sich u.a. auch für die Erhaltung des letzten lothringischen Stahlwerkes in Gadrange ein, – aber ich glaube, dieser Kampf ist ein schon von vornherein ein Verlorener, die Landschaften die aus Stahl und Kohle zwischen dem Becken von Longwy, Mosel und Saar in den letzten 150 Jahren entstanden sind, werden unweigerlich verschwinden, und nur noch in Erinnerungen und im geschriebenen Wort Bestand haben. Was die italienische Einwanderung nach Lothringen in das Gebiet der Minette betrifft, gibt es so wenig schriftliche Quellen, dass das Buch von Filippetti (siehe Un Blog sur les paysages : un petit début – ou quelle langue choisir ? ) inzwischen als wissenschaftliche Quelle zitiert wird. Wenn die Erinnerung erlischt, verschwinden auch unsere Landschaftsbilder.

Das Blog soll im Sinne von Golo Mann « wir alle sind was wir gelesen » (ursprünglich ein Eichendorff Zitat) sich auch mit Büchern und literarischen Landschaften beschäftigen – und Bücher wurde ja auch in diesem Beitrag schon gestreift. Weiterhin soll mein Blog dazu dienen, mir dem „citoyen européen“, der sowohl in Deutschland als auch in Frankreich beheimatet ist, eine Plattform zu bieten, in dem ich bewusst und subjektiv meine Meinung zu Themen aus Politik, Kunst,Kultur und Wissenschaft darstelle und ggf. auch zur Diskussion stelle.

Abschliessend wie in meinem französischen Beitrag vom 23.5. das Lied d’ Allemagne von Patricia Kaas, als Erinnerung an die Deutschlandbilder und Landschaften die wir in uns tragen.

Christophe Neff, Grünstadt, den 25.5.2009

Quellen:

Blackbourn, D. (2007): The Conquest of Nature. Water, Landscape and the Making of Modern Germany. New York (Norton Paperback)

Filippetti, A. (2003): Les derniers jours de la classe ouvrière. (Stock, le livre de poche)

Heim, U.M (2007): Totschweigen. Meßkirch (Gmeinder)

Mann, G. (1991): Wir alle sind war wir gelesen. Aufsätze und Reden zur Literatur. Berlin (Verlag der Nation).

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